Autor | Glogauer, Werner |
Titel | Kriminalisierung von Kindern und Jugendlichen durch Medien. Wirkungen gewalttätiger, sexueller, pornographischer und satanischer Darstellungen |
Originaltitel | |
Genre | Sachbuch |
Seiten | 148 |
Erscheinungsjahr | 1993 |
Auszeichnungen | |
Verfilmungen | |
Verlag | Nomos Verlagsgesellschaft |
Wertung | |
Inhalt
Der Autor prangert die Inhalte und die Wirkung insbesondere von Musikvideos, Rollenspielen, Hörspielen, dem
Fernsehen allgemein, Death Metal, Thrash Metal und ähnliches an. Er beschreibt Liedtexte, Abläufe in
Musikclips und Filmen und nennt erschreckende Beispiele von Verbrechen, Mord und Totschlag, die nach dem
Muster und nach dem Konsum von bestimmten Medien verübt wurden. Er nennt diese Fallanalysen und meint,
Tatgenese, Tatmotiv, Tatentschluss und Tatausführung seien oft medieninduziert...
Rezension
Erst denkt man, was regt sich der Mann denn dermaßen auf über Horrorfilme, Metal-Bands und Rollenspiele, die
nach den D&D-Regeln ablaufen? Jeder von uns war schon einmal Teil der beschriebenen Inhalte und man sieht
das alles als recht harmlos an, da es schließlich nicht real, nicht ernst gemeint ist und sowieso nur von Idioten
nachgemacht wird. Ich hatte bis dato Led Zeppelins "Stairway to Heaven" sicher schon hundert mal gehört und
mich hinterher immer gut gefühlt. Hier lese ich, rückwärts gespielt sei von Satan die Rede, "there is no escape"!
Muss ich glatt mal nachprüfen, schließlich war ich beim Erscheinen dieses Buches einer dieser Jugendlichen, die
Glogauer zufolge mit Gewalt, Pornographie und Satanismus zugeschüttet wurden. Wer kennt nicht "Night Rider"
oder Spiele wie "Night and Magic II"? Niemand kennt sie, denn sie heißen "Knight Rider" und "Heroes of Might and Magic II" - ein wenig mehr Sorgfalt, auch in Bezug auf die Rechtschreibung, hätte hier Wunder bewirkt.
Konnte ich das Wettern gegen die Medien zu Anfang noch als Hysterie eines sicher nicht mehr ganz jungen
Mannes abtun, machten mich die Fallbeispiele sehr betroffen. Auch die dazugehörige Beschreibung der Szenen
aus meist indizierten Filmen, die die Täter zu ihren grausigen Verbrechen animiert haben, sind erschreckend. Wobei
ich anmerken muss, dass Glogauer in seinem (gerechten?) Zorn zu Übertreibungen neigt, was ich aber nur über
die mir bekannten Medieninhalte (wie den Spielen) sagen kann.
Was deutlich rüberkam war, wie subjektiv das Buch gehalten ist. Der Autor zieht Parallelen zwischen Medien
und tatsächlichem Verhalten, als hätte er dafür stichhaltige Beweise, die jedoch fast immer fehlen. Es ist seine
Meinung, die er hier vertritt und die wenigen Statistiken und Studien, die er anführt, können auch nicht darüber
hiinwegtäuschen, dass die empirische Grundlage fehlt. Ungemein wichtig fand ich den Schluss: Die Verantwortung
der Eltern wurde bei den vielen Prozessen, die in den USA gegen Filmgesellschaften geführt wurden, vergessen.
Dabei sind vor allem sie es, die auch ihrem teils massiven Medienkonsum den Kindern ein (schlechtes) Vorbild sind und
auch nicht kontrollieren, was der Nachwuchs so alles in sich aufnimmt. Das ist verständlich, da sie sich zum einen
nicht selbst einschränken wollen und es andererseits auch sehr schwer ist, einem Jugendlichen Vorschriften
machen zu wollen. Dennoch: Viele der Täter fühlen sich als Außenseiter, alleingelassen und da liegt es nicht
zuletzt an der Familie, DER Sozialisationsinstanz neben den Medien, sich um die jungen Menschen zu kümmern.