Autor

aus dem Siepen, Stefan
(*1964)

Titel

Luftschiff

Originaltitel

-

Genre

Unterhaltung

Seiten

256

Erscheinungsjahr

2006

Auszeichnungen

Verfilmungen

Verlag

Atrium

ISBN

978-3-855-35974-5

Wertung

Inhalt

Anfang des 20. Jahrhunderts ist die Reise mit dem Luftschiff quer über den Atlantik eine große Sensation. In nur drei Tagen soll die „Berlin“ in den Vereinigten Staaten ankommen und Passagiere wie der Oberregierungsrat Neise bedauern beinahe, jemals an ihrem Ziel ankommen zu müssen. Wie angenehm lebt es sich doch in dem Niemandsland zwischen Erde und All. Da verirrt sich die „Berlin“ tatsächlich in dichten Nebelschwaden und endlosen Wolkenmeeren...

Rezension

Sobald Neise sich an Bord des Luftschiffes befindet, wird klar, dass er damit eine völlig andere Welt betreten hat. Sehr stimmungsvoll zeichnet aus dem Siepen das Bild eines engen, schummrig beleuchteten Korridors und kleinen Fenstern, welche die Aussicht, die sie bieten, zu etwas Unwirklichem, Unbedeutendem machen. Diese surreal anmutende Stimmung zieht sich durch den gesamten Roman. Die „Berlin“ scheint kein Ziel zu haben, ebensowenig die Passagiere, nachdem diese gemerkt haben, dass ihr Flug länger weilen wird als geplant. Die Ziellosigkeit schlägt sich nach einiger Zeit leider auch im Buch nieder und man nimmt eher unfreiwillig an den täglichen Ritualen des Herrn Neise teil, welche mich zu Anfang amüsierten und den farblosen Angestellten aus dem Justizministerium treffend charakterisierten. Dann jedoch begann mich dieser Müßiggang zu langweilen. Macht es den Leuten denn gar nichts aus, womöglich niemals anzukommen? Sie sind zwar frei von jeglichen Verpflichtungen, zumindest was die Reisenden angeht, nicht aber die Angestellten, die für deren Bequemlichkeit sorgen müssen, quasi unsichtbar. Allerdings sind die Passagiere stark eingeschränkt, was ihre persönliche Freiheit, den freien Willen angeht, das zu tun, was sie tun wollen. Nicht nur vom räumlichen Aspekt her gesehen. Oder will uns der Autor gerade das damit sagen? Dass uns Grenzen gesetzt sind, in dem, was wir unternehmen können, ohne dass sie so eng begrenzt sein müssen wie auf der „Berlin“?
Wie auch immer, nach dem ironischen, starken Beginn hatte ich das Gefühl, dass der Roman immer weiter abflacht. Die Personen, die man beziehungsweise Neise trifft, werden immer seltsamer und machen damit immer deutlicher, wie unecht sie wirken. Die meisten vermeiden das Thema ihrer ungewissen Ankunft in Amerika, obwohl doch gerade das Anlass zu den heftigsten Spekulationen geben müsste. Stattdessen wird schamlos über die Mitfahrer geklatscht, was sich mitunter äußerst komisch anläuft. Ansonsten lassen sich die Menschen treiben, genau wie das Luftschiff und letztendlich die Handlung des Romans. (Februar 2008)

Schon gewusst?
Das erste wirkliche Luftschiff, die „Giffard I“, hatte seine Jungfernfahrt am 24. September 1852.

Sie mochten dieses Buch? Dann könnte Ihnen auch gefallen:
Als ich schlief (2006)