Autor | Baricco, Alessandro |
Titel | Seide |
Originaltitel | Seta |
Genre | Liebe |
Seiten | 132 |
Erscheinungsjahr | 1996 |
Auszeichnungen | |
Verfilmungen | Silk (2007) |
Verlag | dtv |
Wertung | |
Inhalt
Der französische Seidenhändler Hervé Jancour wird von seinen Kollegen aus den Webereien darum
gebeten, gesunde Raupen aus dem fremdenfeindlichen und weit entfernten Japan zu importieren, da die
Tiere in Europa von einer nicht zu bekämpfenden Krankheit befallen sind. Er reist auf dem Landweg quer
durch Europa und Asien, um mithilfe von Schmugglern nach Japan überzusetzen. Dort trifft er Harake,
einen reichen Sonderling, der bereit ist, ein paar seiner kostbaren Eier zu verkaufen. Bei ihm lebt eine
Frau mit nicht asiatisch geschnittenen Augen und dem Gesicht eines sehr jungen Mädchens. Jancour
kann sie nicht vergessen und obwohl er verheiratet ist und der Krieg in Japan Ende des 18. Jahrhunderts
ausbricht, kehrt er zurück...
Rezension
In ruhigem, fast träumerisch zu nennenden Ton erzählt Baricco von einer Liebe, die nicht sein darf, da das Paar, um
das es hier geht, bereits in anderen Beziehungen gebunden ist, Jancour ist sogar verheiratet.
Es ist nicht die in manchen Romanen beschriebene lodernde Leidenschaft, sondern eine stille Sehnsucht,
die in dem Seidenhändler brennt und sich auf einem kleinen Zettel, mit schwarzer Tinte geschrieben,
wiederfindet. Dabei werden Gefühle meistens nicht direkt angesprochen, man liest sie vielmehr in Gesten,
Handlungen und den wenigen gewechselten Worten und man füllt als Leser selbst die Stille, in der vieles
unausgesprochen bleibt. Hält der Autor die Geschichte mit Absicht so karg, damit man seine Phantasie
bemühen und selbst die Lücken füllen muss?
Zuweilen wirkt es wie ein Märchen für Kinder, wenn ganze Passagen, wie etwa die Beschreibung der
Reise, wiederholt werden. Irgendwann überspringt man diese aber und liest weiter, darauf hoffend,
dass die Figuren sich endlich aus dieser Melancholie reißen und aktiv werden. Man möchte sie schütteln
und bedauert sie zugleich, da sie irgendwie alle Gefangene sind, Versprechungen und Bindungen als
Ketten.