Autor

Boyd, William
(*1952)

Titel

Ruhelos

Originaltitel

Restless

Genre

Drama

Seiten

368

Erscheinungsjahr

2006

Auszeichnungen

Verfilmungen

Verlag

Berlin Verlag Taschenbuch

Website des Autors

www.williamboyd.co.uk

Wertung

Inhalt

Ruth Gilmartin ist Englischlehrerin für Erwachsene in Oxford und verdient mit den Privatstunden nicht schlecht, so dass sie ihren Sohn Jochen gut allein versorgen kann. Ihre einzige Verwandte ist ihre Mutter Sally, die mit einemmal mit einer unglaublichen Enthüllung aufwartet. In Wirklichkeit hieße sie Eva Delektorskaja, käme aus Russland und sei im Zweiten Weltkrieg als britische Spionin angeheuert worden...

Rezension

Dies wird in der dritten Person in Rückblenden erzählt, jeweils abwechselnd mit der Gegenwart der Ich-Erzählerin Ruth. Häppchenweise bekommt man demnach die Informationen über die damaligen Geschehnisse vorgesetzt, während Ruth versucht, ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen. Nichts ist mehr so, wie es vorher war und an diesem Brocken hat Sallys/Evas Tochter mächtig zu schlucken. Leider taucht Boyd nicht allzu tief in diese Materie ein – wie es wohl sein mag, wenn das ganze bisherige Vergangenheitskonstrukt zu Fall gebracht wird – die Figuren bleiben für meinen Geschmack viel zu unterkühlt. Weder die Spionin noch deren Tochter fühlte ich mich in irgendeiner Weise verbunden, obwohl die Geschehnisse im Zweiten Weltkrieg durchaus nicht der Spannung entbehren. Im Vergleich dazu ist die Gegenwart sehr dröge inszeniert. Weder Ruth noch Sally/Eva haben nennenswerte soziale Kontakte; jedweden Versuch, Beziehungen mit ihnen aufzubauen blocken sie ab. Nicht zuletzt durch diese Distanziertheit fehlte mir ein Gefühl für die Protagonisten.
Vergleiche mit James Bond, wie sie auf dem Einband zitiert werden, finde ich abwegig, vor allem durch den Mangel an Action. Viel eher könnte man „Ruhelos“ mit alten Schwarzweißfilmen wie „Der Malteser Falke“ oder „Der dritte Mann“ gleichsetzen. Der Augenmerk liegt auf den Charakteren, obwohl in den Filmen und dem vorliegenden Roman nicht nah genug herangegangen wird. Das ist schade, denn von Boyd ist man Besseres gewohnt. Trotzdem ist „Ruhelos“ lesenswert, da man durch die Gestaltung – der stete Wechsel zwischen Gegenwart und Vergangenheit – dazu gebracht wird, die leider vorhandenen Durststrecken (v.a. in der Gegenwart) „durchzustehen“, um Näheres über die Spionageaffären zu erfahren. Außerdem schreibt Boyd gewohnt souverän, ist also flüssig zu lesen, aber weder simpel noch allzu komplex. (November 2008)
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