Inhalt
Als Mutter der Herrscherin Chalions stehen Ista dy Chalion eine Burg und etliche Bedienstete zu, die sich um ihr Wohlergehen kümmern sollen. Doch Ista fühlt sich als Gefangene im eigenen Haus. Jahre geistiger Umnachtung liegen hinter ihr und sie beschließt, endlich wieder vor die Tore zu gehen und eine Pilgerreise anzutreten. Doch diese verläuft nicht wie geplant. Reiter aus Jokona stoßen aus dem Norden vor, viel früher als erwartet. Gleichzeitig muss sich Chalion einem weiteren Schrecken stellen, der zurzeit gehäuft auftritt: Dämonen...
Rezension
Nachdem Bujold bereits so viele Preise eingeheimst hat, musste ich doch mal prüfen, ob ihre Romane diese Aufmerksamkeit verdient haben. Und ich muss sagen, die Autorin muss sich hinter der Konkurrenz von Robin Hobb und C.J. Cherryh durchaus nicht verstecken. Zuallererst fällt natürlich ihre Eloquenz ins Auge, die mich zuweilen an meinen Englischkenntnissen zweifeln ließ. Wer sich also an die Originalversion heranwagt, sei hiermit gewarnt. Man sollte es auf alle Fälle versuchen, denn Bujold kann sehr versiert mit Worten umgehen, damit eine bestimmte Stimmung erzeugen und Dinge beschreiben, die dem Leser gleichsam vor das innere Auge projiziert werden. Vor allem die von Zweifeln zerfressene, aber trotzdem sehr willensstarke Ista lernt man kennen und schätzen, obwohl die restlichen Figuren um sie herum von ihrem Leuchten überstrahlt werden. Der Schweinwerferkegel driftet kaum einmal von der Protagonistin ab, obwohl der weibliche Kurier Liss, die Brüder Arhys und Illvin und viele weitere Charaktere durchaus das Potential gehabt hätten, ebenfalls zumindest eine zeitlang die Hauptrolle zu spielen. Bei der Gefangennahme durch die Jokonans etwa scheinen alle außer Ista irritierenderweise völlig verschwunden, um erst viel später wieder die Bühne zu betreten.
Was die Handlung angeht, so geschieht im Grunde genommen nicht sehr viel. Jeden Morgen lässt sich Ista die Haare zurecht machen, sucht Kleidung aus, erteilt Befehle. Na gut, ganz so schlimm ist es nicht, doch hat es mich wirklich gestört, dass selbst gestandene Weibsbilder wie Liss sehr schnell in lange Kleider gezwungen werden und sich wie Damen benehmen müssen. Da hätte ich mir etwas mehr Derbheit gewünscht, mehr - Männlichkeit? Frauen dominieren durchweg das Geschehen und wenden das Geschick der Menschen um sie herum nicht immer zum Guten. Die inneren Konflikte sind es, welche die Lektüre so spannend machen. Würde Ista sich von den Schatten der Vergangenheit lösen können? Würde Catillera endlich lernen, loszulassen? All diese Probleme verflüchtigen sich am Ende leider allzu rasch, ein wenig Kitsch trübte meine Freude ebenfalls und doch - als ich das Buch zuschlug, hatte ich das befriedigende Gefühl, die Zeit sei wie im Fluge vergangen. Nicht ganz Hobb oder Cherryh, aber nahe dran.
Schon gewusst?
Nach Robert A. Heinlein hat Lois McMaster Bujold bisher die meisten "Hugo-Awards for Best Novel" eingeheimst (Stand November 2009).