Inhalt
Shamesey ist mit seinen weit über 50.000 Einwohnern eine der größten Städte auf einem dünn besiedelten
Planeten. Die Sternfahrer, die einst hier strandeten, sind längst vergessen, es herrscht das Gesetz der
Wildnis. Eine Wildnis, in der die telepathische Verbindung einiger Menschen, der sogenannten Rider, zu den
einheimischen Nighthorses die einzige Möglichkeit bietet, über unwegsames Gebirge hinweg Handel mit anderen
Orten zu betreiben. Bei einem solchen Trek wird Guil Stuarts Partnerin getötet, von einem Nighthorse, das
seinen Verstand verloren hat und zum Albtraum all derer wird, die ihm zu nahe kommen...
Rezension
Wer des Englischen nur leidlich mächtig ist, der sollte sich auf einiges an Mühen gefasst machen, wenn er zur
Originalversion greift. Wobei ich zugeben muss, dass ich den Finisterre-Zyklus noch nicht auf deutsch gesehen
habe. Bei vorliegendem Band brauchte ich etwa 50 Seiten, bis ich mich so richtig an Cherryhs Stil gewöhnt
hatte. Dabei liegt die Schwierigkeit weniger in komplizierten Worten, als vielmehr in der Angewohnheit der
Autorin, vieles nur anzudeuten und die Protagonisten innere Monologe führen zu lassen, die man erst später
versteht, wenn bereits mehr Informationen vorliegen. Das machte den Einstieg zumindest für mich etwas
beschwerlich. Nach einiger Zeit jedoch erlag ich wieder der Faszination von Cherryhs Geheimniskrämerei,
welche ihre Romane derart spannend und unerwartet machen. Denn obwohl sie stark auf das Seelenleben
der Protagonisten eingeht, hat man dennoch das Gefühl, sie seien ein wenig unberechenbar. Sie wirken dadurch
ungeheuer menschlich, da sie des öfteren einmal Impulsen nachgeben, die sie besser hätten kontrollieren sollen.
Daher geraten sie in eigentlich vermeidbare Schwierigkeiten, nicht zuletzt aufgrund von Missverständnissen,
wachsen jedoch daran und entwickeln sich im Laufe der Geschichte weiter. So wird dem Kindskopf Danny
Fisher eine gehörige Lektion in Sachen Erwachsenwerdung erteilt. Guil Stuart muss mit seiner Trauer fertig
werden und die enge Beziehung zu den Nighthorses, die ihren eigenen, sturen Willen haben, führt zu manch
aufregender Situation.
Woraus Cherryh ebenfalls ein Geheimnis macht, ist die Vorgeschichte dieses fremden Planeten, beziehungsweise seine Besiedlung. Woher kamen die lediglich zweimal erwähnten Sternfahrer? Weshalb ist ihr Wissen
derart nachhaltig verloren gegangen? Die Welt, in der wir Fisher, Guil und co. treffen, könnte die des Wilden
Westens in den USA des 19. Jahrhundert gewesen sein. Und von ihren Vorfahren ist nichts übrig außer der
Religion und dem Wissen um Trucks, Metallverarbeitung und Telefonen?
Was den Schluss betrifft, fand ich ihn zwar sehr überraschend, aber allzu abrupt. Die Suche ist vorbei, die Leute
gehen ihrer Wege und als Leser hängt man irgendwie in der Luft. Es gibt zwar einen zweiten Teil, doch was
kann nach dieser Auflösung noch geschehen? Aber natürlich werde ich zum nächsten Band greifen, da mich
die dichte Atmosphäre, die glaubwürdigen Charaktere und dieses starke Gefühl, Teil eines großen Ganzen zu
sein, nicht nur einer kleinen Episode, vorgezeichnet wie im Fantasygenre so üblich, gepackt hat.