Autor | Christopher, Nicholas |
Titel | Franklin Flyer |
Originaltitel | Franklin Flyer |
Genre | Drama |
Seiten | 394 |
Erscheinungsjahr | 2002 |
Auszeichnungen | |
Verfilmungen | |
Verlag | Klett-Cotta |
Wertung | |
Inhalt
Während viele Menschen sterben müssen, wird er geboren, inmitten des Chaos eines Zugunglücks. So wird er
der Kleine just nach der Lokomotive benannt – Franklin Flyer – womit seiner Mutter die Peinlichkeit erspart wird,
den Namen des ihm stets unbekannt bleibenden Vaters angeben zu müssen. Franklin wächst bei seiner liberalen
Tante auf und hängt dem Traum nach, ein berühmter Erfinder zu werden. Allerdings hält das Schicksal vieles für
ihn bereit, mit dem er niemals gerechnet hätte. So bekommt er es in den Zeiten des 2. Weltkriegs mit Nazis zu tun,
die nach dem ultimativen Rüstungsstoff suchen, wird Verleger und arbeitet schließlich für die Regierung...
Rezension
Von der ersten Seite an war ich gefesselt, trifft Franklin doch auf die Frau, die ihn sein ganzes Leben lang
begleiten wird. Auf welche Art und Weise, verrate ich nicht, allerdings soll hier angesprochen sein, dass der
Protagonist, ähnlich wie derjenige in „Eines Menschen Herz“ von William Boyd, mehrere Frauen begehren,
lieben und verlieren wird. Allein dadurch wirkt die Biographie Franklins sehr echt, was durch den anschaulichen
Erzählstil Christophers noch an Lebendigkeit gewinnt. Der Autor hält dabei sehr gut die Balance zwischen leichter
Lesbarkeit und intensiven Betrachtungen der Personen, Örtlichkeiten und Gespräche. Auch der generelle Aufbau
des Romans erinnerte mich stark an Boyds zuvor genanntes – übrigens exzellentes – Werk. Es beginnt mit dem
2. Weltkrieg, vermischt Spionage, Historisches, Drama und Unterhaltung auf famose Art und Weise und spinnt den
Faden von der Geburt des Protagonisten bis in die Gegenwart und dessen hohem Alter.
Leider sind der Zufälle doch zuviele, da Franklin selbst auf der anderen Seite des Globus auf Bekannte trifft oder
etwa in Florida von jemandem unbeabsichtigt gerettet wird, dem er einmal geholfen hatte. Dadurch steht die
Konstruktion des Buche sein wenig auf tönernen Füßen, was das Lesevergnügen aber nur unbedeutend
schmälert. Auf der anderen Seite wirkt der unbegrenzt scheinende Erfindungsreichtum des Protagonisten fast
schon lächerlich. Franklin glänzt nicht nur bei der Herstellung von Farbmischmaschinen oder -düsen, sondern
auch bei der Entwicklung von leistungsfähigen Hydra-Radiosendern. Dazu gesellt sich sein unglaublich erfolgreicher Verlag. So gesehen ist sein Lebenslauf naiv positiv zu nennen, was vor allem den Schluss für meinen
Geschmack zu sehr in den Kitsch abgleiten lässt. Dennoch ist dieser Roman auf jeden Fall die Lektüre wert, wenn
man zum Beispiel so wie ich die Bücher von William Boyd geradezu verschlingt. Beim Vergleich mit Boyd allerdings
muss Christopher Federn lassen, was besonders der eingeschränkten Glaubwürdigkeit der Handlung geschuldet
ist. Die Jugendjahre fehlen fast völlig und Franklin entwickelt sich emotional und geistig gesehen kaum weiter.
Aber wie schon gesagt, mit Abstrichen ist „Franklin Flyer“ immer noch sehr empfehlenswert.