Autor

Edwards, Jorge

Titel

Der Ursprung der Welt

Originaltitel

L'origine du monde

Genre

Drama

Seiten

164

Erscheinungsjahr

1996

Auszeichnungen

Verfilmungen

Verlag

Klaus Wagenbach

Wertung

Inhalt

In einer Galerie, vor dem berühmten, anstößigen Gemälde "L'origine du monde" von Gustave Courbet stehend, keimt ein Verdacht in Patricio Illanes und schlägt dort Wurzeln. Betrügt ihn seine Frau Silvia mit einem seiner besten Freunde, dem Photographen und Lebemann Felipe Díaz? Patricio beginnt, seinen nahen Umkreis auszuhorchen und die Suche nach der "Wahrheit" wird zu einer Obsession, die ihn und seine Ehe zu zerstören droht...

Rezension

Auf solche Gedanken kann ein Mann leicht kommen, wenn er zwanzig Jahre älter ist als seine Frau und in diesem Fall bereits die 70 erreicht hat. Was mich allerdings wunderte war die Assoziation mit dem Bild Courbets, dem viele Frauen "ähnlich sehen" dürften. Was soll's, der Verdacht ist da und es ist interessant, mit anzusehen, wie der pensionierte Arzt jedes Wort, jede Geste oder Mimik seiner Frau und seiner Freunde auf die Waagschale legt und zu deren Ungunsten interpretiert. Der alte Mann steigert sich in etwas hinein, von dem man als Leser nicht genau sagen kann, ob es nun wahr ist oder nicht. Man beginnt auf die Doppeldeutigkeiten zu achten, die Patricios Meinung erhärten oder wiederlegen könnten, je nachdem, wie man sie auslegt. Nicht sonderlich einleuchtend fand ich allerdings, wie wütend die Befragten reagieren, zumal solche, die kaum etwas mit dem Ehepaar Illanes zu tun haben. Doch vielleicht sind Südamerikaner einfach so - ich muss zugeben, ich kenne leider keinen.
Was mich dem Protagonisten ein wenig entfremdete war der Wechsel von ihm als Ich-Erzähler zur dritten Person, um wieder in seine Sicht umzuschwenken und am Ende seine Ehefrau Silvia berichten zu lassen. Eine interessante Idee, kein Zweifel, doch Edwards hätte sie benutzen sollen, um die Figuren von einer neuen Seite zu durchleuchten. Leider bleibt es nur simples Stilmittel und bringt den Leser deren Innenleben nicht sonderlich näher. Schade, da hilft auch das offene Ende nicht über die Gram hinweg, so dicht an Patricio dran gewesen zu sein und doch so wenig über ihn erfahren zu haben.
Sie mochten dieses Buch? Dann könnte Ihnen auch gefallen:
Nachtschmetterlinge