Autor

Hamid, Mohsin

Titel

Nachtschmetterlinge

Originaltitel

Moth Smoke

Genre

Drama

Seiten

279

Erscheinungsjahr

2000

Auszeichnungen

Verfilmungen

Verlag

dtv

Wertung

Inhalt

Mit Drashikoh Shezad, genannt Daru, geht es bergab. Er verliert seine Anstellung bei einer Band, die er ursprünglich nicht hatte antreten wollen, für die jedoch der Vater seines besten Freundes Ozi seine Beziehungen hat spielen lassen. Ozi ist nach langer Zeit wieder nach Pakistan zurückgekehrt, zusammen mit seiner Frau Mumtaz und dem kleinen Sohn. Daru ist auf Anhieb fasziniert von der schönen Gattin und obwohl oder gerade weil sein Leben immer mehr aus den Fugen gerät, kommen sie einander näher...

Rezension

Das Buch eröffnet mit einem Gleichnis, welches ansatzweise erahnen lässt, wie es wohl weitergehen wird. Konflikte, Rätsel und verschiedene Zeitebenen vermischen sich zu einer unheilvollen Spirale, aus der es weder für Daru noch für seine Freunde ein Entrinnen gibt. Leider werden manche arabische Begriffe weder übersetzt noch erklärt und so tappte ich des öfteren im Dunkeln, was der Autor wohl damit hat ausdrücken wollen. Generell muss man hier mehr erschließen als dass einem alles in mundgerechte Häppchen geschnitten serviert wird. Insofern wirkt die Geschichte beinahe wie ein Traum, obwohl sie durchaus glaubwürdig ist. Vielleicht liegt es daran, dass sie in einem mir gänzlich unbekannten Land spielt, in dem auf dem Genuss von Alkohol jahrelange Haftstrafen verhängt werden. In dem sich gleichzeitig die oberen Zehntausend regelmäßig betrinken, kiffen oder gar Heroin konsumieren. Solch krasse Gegensätze in Pakistan, welches ich, wie ich zugeben muss, niemals zu dem Reigen moderner Staaten dazugezählt hätte. Es ist fast verblüffend, wie nahe man sich deswegen den Pakistanern plötzlich fühlt. Die „Rauschebärte“ oder „Fundis“ (Fundamentalisten) bilden hier eine Randgruppe, deren kurzer Auftritt – und das ausgelassene Feiern der Atombombentests – schon fast harmlos wirkt. Zumindest, wenn man sich nicht den ernsten Hintergrund ins Gedächtnis ruft.
Wie stets bin ich begeistert, wenn ein und dieselbe Situation aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet wird. So kommen in diesem Fall nicht nur der Haupterzähler Daru zu Wort, sondern ebenso Mumtaz, Ozi oder Murad Badshah, Rikscha-Betreiber, Kleinkrimineller und ein Freund Darus. Das macht es schwer, die Figuren einfach abzuurteilen, da man neue Aspekte erfährt und einen Einblick in deren Gefühlswelt gewinnt. Nur leider wollte mir trotzdem keiner zusagen, da sie alle irgendwie etwas Hinterhältiges hatten. Es mag abgeschmackt klingen, doch sind sie nicht das, was man als guten Menschen bezeichnen würde. Aber wirklich böse sind sie auch nicht. Auf jeden Fall interessant und das ist auch die Handlung, in der sich der Hinweis auf ein großes Unglück wie ein roter Faden durch die Seiten zieht. Und trotz des Dramas entdeckt man immer wieder schöne oder komische Seiten – des Lebens der Protagonisten und an diesen selbst.
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