Autor | Fritz, Astrid |
Titel | Freiburg-Trilogie III: Die Gauklerin |
Originaltitel | - |
Genre | Historisches |
Seiten | 509 |
Erscheinungsjahr | 2005 |
Auszeichnungen | |
Verfilmungen | |
Verlag | Rowohlt |
Website des Autors | www.astrid-fritz.de |
Wertung | |
Inhalt
Sehr zum Verdruss ihrer Eltern verliebt sich Agnes in den fahrenden Sänger Kaspar, genannt Goldkehle, dem sie
selbst nach seiner Abreise treu bleibt. Schließlich, seine Truppe ist wieder einmal in Ravensburg, flüchtet sie mit
ihm nach Stuttgart, wo Kaspar sich eine feste Anstellung bei Hofe erhofft. Doch es soll anders kommen – Agnes
wird schwanger, der Krieg rückt näher und das Geld wird knapp...
Rezension
Nach „Die Hexe von Freiburg“ und „Die Tochter der Hexe“ geht es nun mit der Enkelin der Protagonistin des ersten
Bandes weiter. Agnes ist genauso unabhängig in ihrem Denken und Tun wie ihre Vorfahren und hat es dadurch
in der damaligen Zeit, also Anfang des 17. Jahrhunderts, inmitten des Dreißigjährigen Krieges, nicht leicht. Zumindest zu Beginn, wendet sich doch vieles wie durch ein Wunder allzu bald zum Guten. Kaum droht die Entlassung aus den Diensten des Hofes, wird diese Gefahr im nächsten Satz wieder relativiert, bis der Leser irgendwann meint, warum bangen, es wird sich sowieso alles wieder fügen.
Wiederum toll ist die Einbettung der Handlung in die Geschichte (Süd)Deutschlands, so dass man hier weitaus
mehr lernt, als in den meisten anderen so genannten historischen Romanen. Fritz macht sich die Mühe, Daten und
Hintergründe detailliert zu recherchieren und als Teil ihres Buches wiederzugeben. In vorliegendem Fall allerdings
gab es etwa in der Mitte einen kleinen Durchhänger, in dem die Figuren etwas an den Rand gedrängt wurden und
nicht so recht vorankamen in ihrem Leben. Dafür weiß ich jetzt, um was es im Dreißigjährigen Krieg eigentlich
ging (1618-48) und wer Konrad Wiederholt war und was er getan hat (ich war auf einer nach ihm benannten
Grundschule).
Man mag einwenden, das Zusammentreffen der Protagonisten mit historischen Gestalten, wie auch mit alten
Bekannten, ist nahezu unglaublich. Unfassbar ist auch, was Agnes und co. alles erleben und durchleiden müssen,
obwohl sie sich dann doch immer wieder aufzurappeln vermögen. A propos Leiden, derer gibt es hier tatsächlich
viele. Nicht die Folter, sondern die Kriegsgräuel sind schlimmer, als man es sich vorstellen kann und die Autorin
beschreibt selbst grausigste Details. Leider hat sie zudem nicht davon Abstand genommen, auf den letzten
Drücker den Traummann für Agnes aus dem Hut zu zaubern, dem letztere sogleich mit Haut und Haaren verfällt,
ebenso wie er ihr. Auf dieses aufgesetzte, glückliche Ende hätte ich verzichten können. Man hat fast den Eindruck,
als hätte Fitz ihren Roman zu Ende bringen wollen und ginge es auf Kosten der Glaubwürdigkeit.
Was man ihr allerdings zu Gute halten muss ist die Tatsache, dass die Protagonisten nicht mit einer weißen Weste
durch's Leben gehen, sondern durchaus Schlechtes tun und Fehler machen. Ansonsten verliert dieses Buch
deutlich gegen „Das Mädchen und die Herzogin“ derselben Autorin, da es das bereits erwähnte Spannungstief
enthält und sich Konflikte auf den letzten Seiten auf wundersame Art und Weise lösen. Trotzdem hebt es sich
mehr als deutlich vom Durchschnitt ab und lässt den Leser die Geschichte des Dreißigjährigen Krieges hautnah
miterleben.