Autor

Haddon, Mark

Titel

Supergute Tage oder die sonderbare Welt des Christopher Boone

Originaltitel

The Curious Incident of the Dog in the Night-Time

Genre

Tragikkomödie

Seiten

272

Erscheinungsjahr

2003

Auszeichnungen

ALA Best Books for Young Adults (2004)
Commonwealth Writers' Prize (2004)
Guardian Children's Fiction Prize (2003)
Whitbread Novel of the Year (2003)

Verfilmungen

Verlag

Vintage Books (Teil v. Random House)

Wertung

Inhalt

Nur in den ihm bekannten Gefilden, mit den ihm vertrauten Gesichtern von Verwandten und Lehrern fühlt sich Christopher Boone wohl. Er wurde mit dem Aspergersyndrom geboren, das ihn Berührung, Lärm und fremden Menschen gegenüber ablehnend macht. Was er mag ist Mathematik und alles, was mit Logik zusammenhänt, zum Beispiel die Romane um Sherlock Holmes, in denen methodisch an einen Fall herangegangen wird. Das versucht Christopher nun selbst, als der Hund der Nachbarin tot auf dem Rasen liegt, erstochen mit einer Mistgabel...

Rezension

Man könnte meinen, es handle sich um einen Krimi, doch ist es viel eher ein Drama oder doch eine Tragikkomödie? Aus der Sicht des Ich-Erzählers Christopher blickt man auf die Welt, mit völlig anderen Augen und mit ganz anderen Problemen als denen, mit denen wir uns herumschlagen. So hasst er zum Beispiel Braun und Gelb und isst nichts und fasst nichts an, was diese Farben trägt. Spätestens seit dem Film "Rain Man" (mit Dustin Hoffman und Tom Cruise) kennt man ja die Aversion von Autisten gegen Neuerungen und wie sie versuchen, durch Schreien und Sich-hin-und-her-wiegen innerlich zur Ruhe zu kommen. So gewinnt man einen guten Eindruck davon, wie das tägliche Leben sowohl für jemanden wie Christopher, als auch für die Menschen in seiner Umgebung sein muss. Natürlich lässt es sich nicht nachprüfen, doch scheint die Denkweise des Protagonisten und seine Art, mit den Dingen klarzukommen, realistisch oder zumindest nachvollziehbar. Dass es unter dem Aspergersyndrom leidet, steht übrigens lediglich auf dem Einband, in dem Roman wird nichts davon erwähnt.
Die Tatsache, dass Christopher zwar bereits 15 Jahre alt ist und mathematisch hoch begabt, ändert nichts daran, dass er immer noch wie ein Kind denkt, was einen Einfluss auf seinen Schreibstil ausübt. Das Englisch könnte von jemandem stammen, der die Sprache erst seit ein, zwei Jahren lernt, da die Sätze nicht viel mehr als Subjekt, Prädikat, Objekt beinhalten. Daher stand ich dem Roman Anfangs ablehnend gegenüber, eine Abneigung, die ausgelöst wurde durch die simple Wortwahl, zumal ich kurz zuvor einen Roman von China Miéville gelesen hatte, dem Shakespeare der Fantasy/Science Fiction. Doch schnell wurde klar, dass hier kein Ottonormalbürger die Feder schwang, sondern ein Autist, dessen sachliche Art, von Geschehnissen zu berichten, so manche Szene zum Traurigsten machte, das ich je gelesen hatte. Ein emotional aufgeladener Moment wie die Annäherung des Vaters zu seinem Sohn wird in ein paar nnur beschrieben, schwingt aber noch stundenlang im Leser nach, der sich die Gefühle selbst ausmalen muss.
Nach einiger Zeit jedoch, das muss ich zugeben, begann mich der Erzählstil zu ermüden und länger hätte dieses Buch wirklich nicht sein sollen. Christopher hat nämlich die Angewohnheit, selbst Nichtigkeiten minutiös aufzulisten. Bringt einen das anfangs noch zum Lächeln, überliest man diese (teils langen) Passagen gegen Ende hin, ebenso wie die mathematischen Formeln und Aufgaben, die der Protagoniste in seinem Werk vermerkt. Zeichnugnen gibt es ebenfalls einige, etwa von den Häusern der Nachbarschaft, von Dingen, die Christopher herumschleppt oder von einer Wolke, die er besonderes interessant fand. Des Protagonisten ehrliche Art - er lügt nie, kann es gar nicht - bringt ihn dabei in die haarsträubendsten Situationen, in Kapitel unterteilt, die zwar nummeriert sind, allerdings nicht fortlaufend, sondern nur mit Primzahlen. Wer "Flowers for Algernon" mochte (siehe Empfehlung oben links), dem wird auch vorliegendes Werk gefallen. Kleiner Tip: Wer noch "The Hound of Baskerville" von Arthur Conan Doyle lesen möchte, sollte dies vor "The Curious Incident of the Dog in the Night-Time" tun. Denn hier wird alles verraten!
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