Autor | Hambly, Barbara |
Titel | James Asher II: Gefährten des Todes |
Originaltitel | James Asher II: Traveling With the Dead |
Genre | Grusel |
Seiten | 317 |
Erscheinungsjahr | 1995 |
Auszeichnungen | |
Verfilmungen | |
Verlag | Bastei Lübbe |
Website des Autors | www.barbarahambly.com |
Wertung | |
Inhalt
Es ist reiner Zufall, dass der ehemalige Spion James Asher jemanden auf dem Bahnhof bemerkt, den er nie
wieder hatte treffen wollen. Ignace Karolyi, in England, in Begleitung eines Vampirs! Was hat das zu bedeuten?
Spontan reist Asher dem verdächtigen Duo hinterher und wird bemerkt...
Rezension
Es ist wirklich ein Vergnügen zu lesen, wie wunderbar Hambly die Atmosphäre des alten London einzufangen
weiß. In den dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts fangen Österreicher an, mit den neuen Machthabern
Deutschlands zu paktieren, stellen Kutschen das Fördermittel Nummer eins dar und werden allein reisende
Frauen noch immer schief angesehen. Zu dem angenehm altmodischen Flair gesellte sich der Versuch Ashers,
Vampire zu beobachten und zu verfolgen, also Leute zu beschatten, deren ganzes Leben auf Heimlichkeit ausgelegt ist. Das war anfangs recht spannend, wurde für meinen Geschmack aber alsbald allzu beschaulich. Die
Bedrohung entwickelte sich zur Farce, da Asher, kaum in Gefahr geraten, ein paar Zeilen später schon wieder
gerettet war. Dieses Spiel läuft immer wieder auf's Neue ab und wird Routine. Asher wird entdeckt, springt -
angeblich – dem nahen Tod von der Schippe und macht als einsamer Kämpfer trotzdem weiter, schließlich glaubt
ihm niemand die Mär von blutsaugenden Geschöpfen.
Neben der tollen Atmosphäre hat dieser Roman einen weiteren Pluspunkt: Nicht alle Vampire sind per se böse.
Einige helfen Asher und seiner Frau Lydia sogar und stürzen dieses Pärchen somit in arge Konflikte. Wer weiß
schon, wie viele hundert oder tausend Menschen durch deren Durst den Tod fanden? Auch üben die Untoten
eine ungeheure Faszination auf die Lebenden aus, wobei es mich sehr wundert, dass sie bei all ihren übernatürlichen Kräften – ihrer Fähigkeit, sich lautlos und blitzschnell zu bewegen, ihren übermenschlichen Kräften oder
diese Art von Telepathie, mit der sie Leute steuern können – derart erfolglos sind. Würde sonst ihre „Beute“
aussterben, wenn sie die Macht übernehmen?! Doch daran kranken eigentlich die meisten Vampirromane.
Woran „Gefährten des Todes“ meiner Ansicht nach scheitert sind die blassen Figuren. Das Ehepaar Asher fand
ich persönlich uninteressant und auch mit den Vampiren – schließlich sind es Mörder – konnte ich nie richtig warm
werden. Darüber hinaus plätschert die Story reichlich unmotiviert vor sich hin, die Protagonisten müssen mal
hierhin, mal dorthin und der Funke will einfach nicht überspringen. Zudem versäumte es das zweiköpfige
Lektorat, das Buch nach der Übersetzung nochmals gründlich Korrektur zu lesen. Wie sonst kann es sein, dass
manche Sätze keinerlei Sinn ergeben, weil ein Wort fehlt? Oder ein falsches verwendet wird? Oder der Satzbau
Macken hat? „[...] auch ihm sind die Artikel entgegen, die von Karolyis Beitrag zu Fairports Forschungen sprechen.“
„Asher konnte erkennen, daß der Raum weit tiefer und höher war als der, in dem er sich befand, mit menschlichen
Knochen gefüllt war.“ Dafür kann die Autorin nichts, das ist mir klar, wohl aber geht die etwas unsaubere
Recherche auf ihr Konto. Ignace Karolyi ist kein ungarischer Name, das wäre bei Károly der Fall und István, u.ä.
Auf andere Dinge wiederum hat Hambly wirklich Mühe verwandt, etwa auf die Trink- und Essgewohnheiten der
damaligen Wiener Gesellschaft. Oder die auf türkisch verschlüsselte Botschaft in Form einer Zeitungsannonce.
Der Rest aber, ich kann mir nicht helfen, wirkt irgendwie naiv. Dieses ständige „ich bin in Sicherheit mit all dem
vampirschädlichen Silber an mir, oder etwa nicht? Oder doch?“ vermieste mit sogleich den Prolog. Zu solch
simplen Methoden zu greifen, um Spannung zu erzeugen, hätte Hambly nicht nötig. Sie hat in meinen Augen längst
bewiesen, dass sie es schafft, eine bestimmte Stimmung hervorzurufen, Umgebungen so zu schildern, dass man
sich mittendrin fühlt. Im letzten Moment bekommt sie einfach die Kurve nicht, zum Beispiel wenn sie hungrige
Vampire ewig ihr Opfer umschleichen lässt, obwohl weit und breit kein Zeuge zugegen ist, damit das Ziel auch
ja entkommen kann?! Über die „Rasse“ der Untoten hat sie sich viele Gedanken gemacht, aber warum werden nie
Kampfkrampen und Kropfschellen gebissen und verwandelt? Die Frauen sind stets zum Niederknien, die Männer
wenn nicht gutaussehende Gentlemen, so doch faszinierend. Aber ich werde emotional, es hätte nunmal so gut
werden können. Das Buch besitzt, wie erwähnt Atmosphäre, leider viele Stereotype und die Handlung vollzieht
sich allzu behäbig. Nach dem meiner Meinung nach schwachen „Gefährtin des Lichts“ werde ich mir
wohl nie wieder ein Werk von Hambly zulegen. In ihre hölzern wirkenden Bücher kann ich mich einfach nicht
einleben.