Autor | Kárason, Einar |
Titel | Die isländische Mafia |
Originaltitel | Kvikasilfur |
Genre | Unterhaltung |
Seiten | 298 |
Erscheinungsjahr | 1994 |
Auszeichnungen | |
Verfilmungen | |
Verlag | Zsolnay (Teil v. Hanser) |
Wertung | |
Inhalt
Der Ich-Erzähler Halldór berichtet aus dem Leben seiner Familie Killian, von denen einige aus ihrer
bitteren Armut ausbrechen und auf der Welle des Wirtschaftswunders Island mitschwimmen. Sie
bringen es zu nicht unbeträchtlichem Ansehen und Wohlstand, doch der Absturz lässt nicht lange auf
sich warten...
Rezension
Kurzweilig und ironisch, aber voller Sympathie schreibt der Autor über die eigensinnigen und verschrobenen
Killians, so dass man sich am Ende fragt, ob das alles wirklich erfunden ist, so lebensnah wirkt
es. Störend war zu Anfang die Vorstellung der kompletten Mannschaft, die auf den ersten 4/5 Seiten
vonstatten geht, so dass ich Mutter von Tocher nicht mehr unterscheiden konnte. Aber zum Glück
gibt es ja den rettenden Stammbaum, auf den ich mehr als einmal zurückgreifen musste.
Einen richtigen Plot gibt es eigentlich nicht, eher sind es die täglichen Widrigkeiten des Lebens, denen
sich die Killians gegenübersehen, Komfirmation, Arbeit, Urlaub, solche Dinge. Daher war es auch so
schwierig, eine Inhaltsangabe zu machen, da sich der Roman aus lauter kleinen Beobachtungen und
Erlebnissen zusammensetzt und nicht, wie sonst üblich, aus einer großen Rahmenhandlung, auf die
alle Fäden am Ende zu laufen. Die Personen stehen hier im Vordergrund und wie sie mit den Schwierigkeiten
umgehen, die durch einzelne Familienmitglieder über sie gebracht werden. Die Gesellschaft,
Medien und Mitmenschen, sparen ihrerseits nicht mit Kritik an dieser vermeintlichen isländischen Mafia
und verurteilen mit Worten und Taten alle Killians. Die gesamte Familie muss schuldig sein, dass
solche Verbrecher aus ihrer Mitte kommen können, alle müssen davon gewusst haben! Aber ließe sich
dieselbe Art verquerer Logik, nebenbei bemerkt, nicht auf komplette Gesellschaft anwenden, die "solche
Leute" hervorbringt? Ist es nicht zu einfach, zu sagen, mit der Entfernung der Killians seien alle Probleme
gelöst? Ist das Wirtschaftswunder nicht mit schuld daran, die die Menschen in Erfolgreiche und
Erfolglose geteilt und ihnen eingeimpft hat, ohne das seien sie nichts?
Wie auch immer, Freunde der leisen Ironie (wobei ich manchmal sogar lauthals gelacht habe) und melancholisch-sanfter
Geschichten tun gut daran, sich dieses Buch wenigstens einmal anzusehen. Ich bin
sicher, diese Familie wird Ihre Sympathie finden!