Autor

Kehlmann, Daniel

Titel

Die Vermessung der Welt

Originaltitel

Genre

Historisches

Seiten

302

Erscheinungsjahr

2005

Auszeichnungen

Verfilmungen

Die Vermessung der Welt (2012)

Verlag

Rowohlt

Website des Autors

www.kehlmann.de

Wertung

Inhalt

Erst als alte Männer treffen sich zwei der größten deutschen Wissenschaftler in Berlin: Carl Friedrich Gauß und Alexander von Humboldt. Beide sind getrieben von der Suche nach neuen Erkenntnissen, doch während sich Gauß kaum aus der kleinen Stadt Göttingen herauswagt, reist Humboldt sogar nach Südamerika und durchwandert die mückenstarrende Wildnis, um seine Vermessungen durchzuführen...

Rezension

Kehlmann wiederum ist so vermessen, sich gleich an die Beschreibung zweier berühmter Persönlichkeiten zu wagen und hat dabei einen sehr unterhaltsamen Roman hervorgebracht. Mit Bedacht habe ich die Bezeichnung Roman gewählt, da man von Biographie, gar einer Doppelbiographie beileibe nicht reden kann. Dazu fehlte meiner Meinung nach der historisch belegte Anteil, die schieren Fakten, die hier einfach zu kurz kommen. Man erfährt kaum, was die beiden Männer so berühmt, ihr Werk so bedeutend machte und weiß von ihnen nach der Lektüre genauso wenig wie zuvor. Der Rest ist Fiktion, aber eine sehr lebendig gestaltete, die den Leser spüren lässt, dass Gauß und Humboldt getrieben waren von einem inneren Feuer, immer wieder neues zu erfahren, Hintergründe verstehen zu wollen, Dinge zu denken und zu tun, die kein Mensch zuvor gedacht und getan hatte. Dabei wirkten sie auf mich leider nicht sonderlich liebenswert oder verträglich in ihrem Eifer, der keinen Menschen in ihre Arbeit einbezog. Gauß behandelt Leute, die nicht so klug sind wie er und nicht so schnell begreifen können wie Abschaum, während sich Humboldt von der Welt abkapselt und nur in seinen Messungen aufgeht. Wahr oder erfunden? Ich weiß es nicht, weiß nur, dass ich Kehlmanns Werk trotz seiner flotten Erzählweise oberflächlich fand. "Fabelhafte Dialoge" (Marcel Reich-Ranicki)? Die meisten waren darum bemüht, humorvoll zu sein, nur wenige waren tatsächlich brilliant absurd. Während des Lesens konnte ich mich jedoch nicht des Eindrucks erwehren, dies sei nichts als ein Haufen heißer Luft. Was sagt einem dieses Buch? Was lernt man daraus? Dass die Welt sich verändert, dass selbst Leute wie Humboldt von der Geschwindigkeit der Entwicklung überholt und schon zu Lebzeiten zu Museumsstücken werden?
Kehlmanns Schreiben wirkt irgendwie amerikanisch, vor allem was die Simplizität der Wortwahl betrifft. Es gibt keine direkte Rede, sondern nur eine indirekte, die mich allerdings schnell langweilte (etwa: Wie bitte, fragte er. Dem sei so, sagte der andere.) Ein Vorteil liegt sicherlich darin, dass man die Zeilen dadurch regelrecht überfliegen kann, ohne dass irgendein sperriger Satz oder Inhalt sich dem in den Weg stellen würde. Tempo erzeugt der Autor dadurch, dass er zwischen den beiden Protagonisten hin- und herspringt und eine rudimentäre Einsicht in deren Gefühlswelt gibt ("Eugen begann zu weinen." "Humboldt mußte sich abwenden, so stark war seine Erregung."). Trotzdem empfand ich diese Lektüre als angenehm und kurzweilig, obwohl sie der Bedeutung der beiden großen Herren nicht ansatzweise gerecht wird. Das Buch hält zwar den Anspruch nicht, den der Titel verspricht, ist aber die passende leichte Kost für diesen heißen Sommer 2006. (August 2006)
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