Autor

Lukianenko, Sergej Wasiljewitsch

Titel

Wächter-Tetralogie
I: Wächter der Nacht

Originaltitel

Nochnoy Dozor
I: Nochnoy Dozor

Genre

Fantasy

Seiten

525

Erscheinungsjahr

1998

Auszeichnungen

Verfilmungen

Wächter der Nacht (2004)

Spielumsetzung

Wächter der Nacht (2006, Action)

Verlag

Heyne

Website des Autors

www.lukianenko.ru/eng/

Wertung

Inhalt

Der Junge Jegor weiß nicht, wie ihm geschieht, als er von einer betörenden Musik gerufen zu werden scheint. Es dunkelt bereits in den Straßen von Moskau und niemand beachtet ihn, als er der schönen Frau und ihrem Begleiter entgegentritt. Eine Stimme lockt ihn näher, spitze weiße Zähne werden entblößt und Jegors Schicksal wäre besiegelt, wenn Anton nicht aufgetaucht wäre. Ein Wächter der Nacht, welche die Dunklen im Zaum halten...

Rezension

Wie gibt man den Inhalt eines Buches wieder, das eigentlich aus dreien besteht? Ohne dabei so viel zu verraten, wie es der Heyne-Verlag auf dem Einband tut und damit den Überraschungseffekt deutlich dämpft? Soweit kann ich wohl gehen, zu sagen, dass es hier nicht den einen großen Bösen gibt, der bekämpft werden will. Stattdessen werden die meisten Gefechte im Inneren der Protagonisten ausgefochten. Man könnte Lukianenko vorwerfen, er würde immer und immer wieder auf denselben Problemen herumreiten, mit dem die Wächter sich plagen, doch immerhin stellt er diese Fragen nach der Moral. In den meisten Fantasyromanen wird die Richtigkeit des eigenen Handelns niemals bezweifelt. Hier allerdings ist die Titelfigur Anton derart zerrissen, dass es einem nach der dritten Wiederholung zu ermüden beginnt. Und zwar deshalb, weil es keine Entwicklung gibt, die zeigen würde, dass Anton etwas dazugelernt hätte und nicht nur eine starre Schablone aus der Fantasie des Autors darstellt.
Die Charaktere um den Protagonisten herum bleiben ebenfalls äußerst schemenhaft, selbst nach jahrelanger Zusammenarbeit wissen die Wächter praktisch nichts voneinander. Dennoch entwickelte ich ihnen gegenüber Sympathie, ebenso für ihre Gegenspieler, die Dunklen. Letztere verloren dadurch leider einiges von ihrem Schrecken und die Grenzen zwischen den beiden Parteien verwischten für meinen Geschmack allzusehr. Irgendwie wartete ich nämlich auf den großen Knall, den Ausbruch des Krieges, der durch keine Diplomatie der Welt mehr aufzuhalten gewesen wäre. Dann wird aber doch wieder nur taktiert, in allen drei Teilen des Buches, gleichmäßig wie ein Uhrwerk, immer weniger glaubhaft. A propos, ich frage mich, ob irgendein Leser die "Liebe" zwischen Sweta und Anton nachvollziehbar fand - gespürt habe zumindest ich davon rein gar nichts.
Nun mag der Eindruck entstanden sein, ich hätte an "Wächter der Nacht" kein gutes Haar gelassen. Ich habe mich jedoch prächtig damit amüsiert und den Roman an einem Wochenende verschlungen und es genossen, weitab ausgetretener Pfade zu wandeln. Die Geschichte spielt in unserer Welt, vermischt Schwarz und Weiß zu einem dumpfen Grau und wirkt dadurch sehr vertraut mit all den Hexen, Vampiren und Zauberern, die inmitten der normalen Menschen ihren Kampf ausfechten. Dann gibt es noch das Zwielicht, Flüche, Verträge, Lizenzen und andere Konstellationen, welche das Leben in der Welt Lukianenkos seltsamerweise glaubwürdig erscheinen lassen. Weniger gut finde ich hingegen, dass die Figuren alle paar Seiten neue Kräfte, andere Arten der Magie aus dem Ärmel schütteln und damit bald unbezwingbar erscheinen. Es gefiel mir besser, als man sie noch als Menschen ansehen konnte, nur eben begabt mit besonderen Fähigkeiten. Im Laufe des Buches wird jedoch deutlich, wie sehr sie sich von der Gesellschaft abschotten, für die sie eigentlich einstehen, zumindest was die Wächter der Nacht betrifft.
Eine allzu konstruiert wirkende Handlung, die sich außerdem in jedem drei Teile quasi wiederholt und somit vorhersehbar wird, sind die größten Schwachstellen von "Wächter der Nacht". Der Ich-Erzähler Anton, der sich mit einem Erzähler in der dritten Person abwechselt, durchschaut diese Finten alsbald durch angestrengtes Nachdenken. Bleibt die Frage, ob "Wächter des Tages", der nächste Band in der Tetralogie, nach demselben Schema aufgebaut ist und man ihn sich somit schenken könnte. Ich denke, ich versuch's, denn rasant war die vorliegende Lektüre allemal, von einigen Längen, wie die Beschreibung von Trinkgelagen, einmal abgesehen.
Dieses Buch ist Teil einer Reihe:
Wächter-Tetralogie
I: Wächter der Nacht (1998)
II: Wächter des Tages (1999)
III: Wächter des Zwielichts (2003)
IV: Wächter der Ewigkeit (2006)

im Original:
Nochnoy Dozor
I: Nochnoy dozor
II: Dnevnoy dozor
III: Sumerechniy dozor
IV: Posledniy dozor