Inhalt
Das Gleichgewicht zwischen den Mächten des Lichts, also Magier und Zauberinnen, und den Mächten der
Finsternis, zu welchen Hexen, Werwölfe und Vampire zählen, ist ein sehr fragiles. Nimmt sich eine der beiden
Seiten eine Handlung heraus, welche diese Balance stört, erhält die jeweils andere das Recht auf eine ebenso
starke, so genannte Intervention – so steht es geschrieben im Großen Vertrag. Während sich also die junge Hexe
Alissa in Igor verliebt und ein unbekannter, aber mächtiger Magier in Moskau auftaucht, scheinen Sebulon und Geser,
die Oberhäupter der Tages- beziehungsweise Nachtwache, wieder etwas auszuhecken, um einen Vorsprung zu
erringen...
Rezension
Wie bereits „Wächter der Nacht“ ist auch dieser Band dreigeteilt in scheinbar nicht zusammenhängende Geschichten.
Die erste um die Hexe Alissa und den gut aussehenden, gutmütigen Igor liest sich wie eine Mischung aus „Love
Story“ und „Mein schönstes Ferienerlebnis“. Zum Glück fand dieses öde Liebesgeplänkel bald sein wohlverdientes
Ende und der Auftritt des mächtigen Magiers Witali ließ auf mehr Spannung hoffen. Mehr schon, doch die
Faszination des ersten Bandes vermisste ich irgendwie. Licht und Dunkel scheinen sich in „Wächter des Tages“
so sehr zu gleichen, dass ich mich zu fragen begann, weshalb sie eigentlich auf zwei verschiedenen Seiten stehen.
Dieser Eindruck wurde verstärkt durch die Tatsache, dass man den Ereignissen nunmehr aus der Sicht der
Tagwache folgt. Erst stellt Alissa den Ich-Erzähler, dann der rätselhafte Witali, während im dritten Teil in der dritten
Person berichtet wird. Dieser Perspektivenwechsel hätte zu mehr Nähe zu den Figuren führen sollen, verhindert
aber meiner Meinung nach eher die Identifikation. Ich hatte erwartet, wieder mit Anton durch die Gegend zu ziehen,
musste aber feststellen, dass hier Leute innerhalb eines Lidschlags sterben, die ich als nette Weggefährten kennen
gelernt hatte. Nun fallen sie um wie die Fliegen und man entfernt sich immer weiter von ihnen. Ihre persönlichen
Umstände werden lediglich angedeutet, die altbekannten Diskussionen um die Existenzberechtigung von Licht und
Dunkel wirken äußerst platt und dasselbe Schema – Geser und Sebulon schmieden ihre üblichen Ränke, in dem die
Wächter wie Schachfiguren hin- und hergeschoben werden und daher herumrätseln, um was es jetzt schon
wieder gehen könnte – wird durchgenudelt und wirkt lediglich aufgesetzt.
Schade um die in meinen Augen tolle Mischung aus bekannter Welt und Fantasie, die mich im ersten Teil der Serie so
faszinierte. Das Ergebnis ist durchaus nicht schlecht zu nennen, aber für mich ist da die Luft raus. Einen endgültigen
Sieg der einen Seite scheint es nicht geben zu können und dass „Wächter der Nacht“ und „Wächter des Tages“
nach demselben Plan ablaufen hilft da nicht weiter.
Ein Wort noch zu der Schlamperei des Heyne-Verlages, welcher die Übersetzung wohl auf die Schnelle hat durchführen lassen. Wie sonst wären die vielen Rechtschreib- und Grammatikfehler zu erklären? Der Satzbau lässt des
öfteren zu Wünschen übrig und es fehlen sogar Buchstaben, um überhaupt ein vollständiges Wort zu erhalten.
Der Schreibstil des Autoren ist sowieso recht einfach, da hätte die meiner Meinung nach sehr gut und flüssig zu
lesende Übersetzung durchaus ein weiteres Durchlesen verdient gehabt.