Autor

Mailer, Norman

Titel

Die Nackten und die Toten

Originaltitel

The Naked and the Dead

Genre

Kriegsdrama

Seiten

701

Erscheinungsjahr

1948

Auszeichnungen

Verfilmungen

The Naked and the Dead (1958)

Verlag

Bastei Lübbe

Wertung

Inhalt

Die Japaner haben sich auf der Insel Aponopei verschanzt und der 2. Weltkrieg ist in vollem Gange. Schließlich landen die Amerikaner an den Küsten und ein langwieriger, nervenaufreibender Kampf um diesen Vorposten beginnt. General Cummings bewegt dabei seine Männer wie Figuren auf einem Schachbrett und ödes Warten wechselt sich für Crofts Zug ab mit Knochenarbeit und lebensbedrohlichen Situationen...

Rezension

Norman Mailer war selbst ein Rädchen der Kriegsmaschinerie und wirft den Leser mitten hinein in diesen Irrsinn. Er beschreibt das Geschehen und die damit einhergehenden Gedanken und Gefühle der Männer in einer Art und Weise, als würde man es am eigenen Leibe erfahren. Man quält sich durch Schmutz und Dreck, undurchdringlichen Dschungel, Erinnerungen an Zuhause und an frühere Einsätze. Mailer greift sich dafür etwa ein Dutzend Soldaten aus der großen, gesichtslosen Masse und gibt ihnen Ecken und Kanten, eine eigene Vergangenheit und dem Leser das Gefühl, sie schon ewig gekannt zu haben. Am Anfang jedes Kapitels wird das Schlaglicht auf eine dieser Personen geworfen und eine kurze Biographie umrissen, um zu zeigen, wie sie zu den Menschen geworden sind, die nun als bloßer Teil einer Armee gelten. Es klingt vielleicht seltsam, aber obwohl die Männer aus Crofts Zug fast alle erst in ihren Zwanzigern sind, kamen sie mir aufgrund all dieser Strapazen wie alte Leute vor. Träge schleppen sie sich dahin und es kommt einem so vor, als ginge man mit ihnen. Noch bei keinem Buch stand mir die Sinnlosigkeit des Krieges so deutlich vor Augen. Trotz allem hatte ich ihn mir anders vorgestellt, heroischer - vor allem durch die amerikanischen Filme, aus denen meistens der Pathos nur so trieft. In der Mitte des Buches zieht es sich ein wenig hin, bis mir klar wurde, dass es kein wirkliches Ende geben wird, nicht geben kann. Für Crofts Zug wird es immer ein nächstes Aponopei geben und der vermeintliche Sieg schmeckt nach all der Quälerei schal. Zumal die Männer nicht ihrer Überzeugungen wegen kämpfen - die jüdischen Soldaten werden ausgegrenzt - und mit Erschrecken ein ums andere feststellen müssen, dass der Feind genau so ein Mensch ist, wie sie selbst. Nun mag manch einer anmerken, solche Gedanken seien müßig, da das schließlich jedem klar sein müsste, aber noch bei keinem Buch war es so greifbar wie in vorliegendem. Und kann es ein größeres Kompliment für einen Roman geben, als dass man zum Teil davon wird und begreift, von welcher Idee der Autor beseelt sein musste, als er dies niederlegte?