Inhalt
In der Stadt Turai werden bald Wahlen abgehalten und so fürchtet der König, dass seine Partei der Taditionalisten
verlieren wird, sollte der Fehltritt der Prinzessin bekannt werden. Dringend notwendig ist auch die Wiederbeschaffung des roten Elfentuches, welches dazu benutzt werden kann, magische Angriffe abzuwehren. Der
abgehalfterte, beleibte Detektiv Tharaxas ist nicht wenig überrascht, als man gerade ihn bei der Lösung des Falles
um Hilfe bittet. Zu seinem Unglück lastet man ihm bald den Diebstahl des Tuches an und die verschiedensten Interessengruppen sind hinter ihm her...
Rezension
Ein Krimi in einem Fantasysetting, das gab es schon einmal und das zum einen ideenreicher und zum anderen
humorvoller als im vorliegenden Beispiel. The Guardian hat darum Unrecht, wenn es behauptet, Martin Scott hätte
"ein völlig neues Genre erfunden". Steven Brust hat schon lange vor ihm (1983) den ersten von bisher fünf mir bekannten Bänden seiner Taltosreihe herausgebracht und beide richten sich nach demselben Schema. Ein recht erfolgloser Detektiv, mächtige Gruppierungen, schöne Frauen und wilde Kämpfe und eine Prise Humor. Auch bei
Scott bleibt alles recht flach, aber dafür locker zu lesen und zugegeben äußerst unterhaltsam. Der vorliegende
Band ist in sich abgeschlossen, obwohl offen gelassen wird, wer die Wahl gewinnen und ob Turai von seinem
mächtigen Nachbarn überrant wird. Dabei fällt mir gerade noch eine Parallele zwischen Brust und Scott auf: Bei
ersterem ist es die Frau des Protagonisten, die sich in einer verbotenen Vereinigung engagiert; bei Scott eine
Freundin des Detektivs. Ich fresse einen Besen, wenn der Autor sein amerikanisches Pendant - Scott ist Brite -
nicht kennt. Leider werden bei beiden die meisten Probleme mit einem Fingerschnippen gelöst. Das Geschehen
und die Dialoge werden abgespult, ohne bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Das Ganze ist darum ebenso
schnell vorbei, wie es angefangen hat. Nettes Detail: Die Namen der Personen haben fast immer etwas mit ihrem
Beruf oder ihrer Persönlichkeit zu tun. Ich weiß nicht, wie es im englischen Original ist, doch hier heißt ein Politiker
Inkorruptox, eine Bäckerin Marzipixa, ein Gangsterboss Coleronaxas, der Fischverkäufer Iglox usw.
Um sprachliche Feinheiten, passende Metaphern ("kommt über dich wie ein Bann" kommt gleich drei- oder viermal
hintereinander) oder komplexe Satzkonstruktionen hat sich Scott nicht bemüht. Alles ist auf schnellen Konsum ausgelegt und es ist mir aufgrund fehlender Raffinesse ein Rätsel, weshalb es dennoch den World Fantasy Award für
den besten Roman des Jahres eingeheimst hat. In Ermangelung einer Alternative?