Autor

Roth, Philip Milton

Titel

Der menschliche Makel

Originaltitel

The Human Stain

Genre

Drama

Seiten

399

Erscheinungsjahr

2000

Auszeichnungen

Verfilmungen

The Human Stain (2003)

Verlag

Carl Hanser

Website des Autors

orgs.tamu-commerce.edu

Wertung

Inhalt

Aufgrund einer etwas unglücklich formulierten Bemerkung wird der 71-jährige Professor Coleman Silk als Rassist abgestempelt und muss seinen Rücktritt einreichen. Seine Frau verkraftet den ganzen Stress mit den Hetzkampagnen nicht und stirbt an einem Schlaganfall. Coleman bleibt verbittert zurück, findet jedoch Halt in der 34-jährigen Putzfrau Faunia und seinem neuen Freund, einem Autor und Ich-Erzähler dieses Buches...

Rezension

An Roths Intellekt will ich ja gar nicht zweifeln, an seiner Fähigkeit, eine interessante Geschichte aufzubauen aber schon. Dieser Roman erinnerte mich stark an "Gegen Ende der Zeit" von John Updike, der mir auch wie ein 'Altherrenroman' vorkam. Auf jeder zweiten Seite ist von dem Einen die Rede: "Ein alter Mann und, ein letztes Mal, die sexuelle Kraft. Was könnte für irgend jemanden anrührender sein?" Da fielen mir gleich tausend andere Dinge ein. Manches war mir schon fast zu peinlich, es zu lesen - Roth scheint eine andere Mentalität zu haben. Eine Person nach der anderen, auch der Autor selbst, ergeht sich in Tiraden über die Tragik einer miesen Kindheit, wie schlimm das Vietnamtrauma für den Exmann Faunias ist, die Ungerechtigkeit der Anklagen, die gegen Coleman erhoben werden und seitenlange Aufsätze darüber, wie toll er doch ist, wie intelligent und erfolgreich. Nach einiger Zeit ging mir das ziemlich auf die Nerven, da sich sowohl Roth als auch seine alter egos wohl gerne reden hören, ohne dass sie immer was zu sagen hätten. Daher waren mir die auftretenden Figuren allesamt unsympathisch mit ihrer Überheblichkeit und Besserwisserei. Da fällt zumindest mir es schwer, weiterzulesen, vor allem da sich das Buch aufgrund langweiliger Gespräche und Begebenheiten sehr in die Länge zieht (Boxkämpfe, links, rechts, ein Jab, schnarch, da leg ich mich auch gleich auf die Matte). Dazu kommen ein paar logische Fehler, wie "All das war mir bisher verborgen geblieben. [...], weil er immer ein Hemd getragen hatte." Klar, nur acht Seiten vorher erwähnt der Autor sinngemäß haargenau dasselbe, während Coleman OHNE HEMD vor ihm steht. Dann dieses ständige Gelaber, wie sportlich, vital, jung usw. Coleman wirke. Wenn der Mann all diese tollen Eigenschaften hat, warum ist er dann nur so ein Arsch? Seine Selbstgerechtigkeit fand ich abstoßend - Hochmut kommt vor dem Fall.
Mir ist also echt ein Rätsel, was die Leute an diesem Roman finden. Die Charaktere bleiben flach und stereotyp und der Plot zäh, auch wenn Roth das Zeug dazu hätte, eine Entwicklung der Protagonisten zu beschreiben, was er aber nicht tut. Sein Anliegen ist wohlgemeint, aber mit diesen ganzen öden Passagen ist mir meine Zeit einfach zu schade dafür.