Inhalt
Aufgrund einer etwas unglücklich formulierten Bemerkung wird der 71-jährige Professor Coleman Silk als
Rassist abgestempelt und muss seinen Rücktritt einreichen. Seine Frau verkraftet den ganzen Stress mit
den Hetzkampagnen nicht und stirbt an einem Schlaganfall. Coleman bleibt verbittert zurück, findet jedoch
Halt in der 34-jährigen Putzfrau Faunia und seinem neuen Freund, einem Autor und Ich-Erzähler
dieses Buches...
Rezension
An Roths Intellekt will ich ja gar nicht zweifeln, an seiner Fähigkeit, eine interessante Geschichte aufzubauen aber schon. Dieser Roman erinnerte mich stark an "Gegen Ende der Zeit" von John Updike, der mir
auch wie ein 'Altherrenroman' vorkam. Auf jeder zweiten Seite ist von dem Einen die Rede: "Ein alter
Mann und, ein letztes Mal, die sexuelle Kraft. Was könnte für irgend jemanden anrührender sein?" Da fielen
mir gleich tausend andere Dinge ein. Manches war mir schon fast zu peinlich, es zu lesen - Roth scheint
eine andere Mentalität zu haben. Eine Person nach der anderen, auch der Autor selbst, ergeht sich in
Tiraden über die Tragik einer miesen Kindheit, wie schlimm das Vietnamtrauma für den Exmann Faunias
ist, die Ungerechtigkeit der Anklagen, die gegen Coleman erhoben werden und seitenlange Aufsätze
darüber, wie toll er doch ist, wie intelligent und erfolgreich. Nach einiger Zeit ging mir das ziemlich auf die
Nerven, da sich sowohl Roth als auch seine alter egos wohl gerne reden hören, ohne dass sie immer
was zu sagen hätten. Daher waren mir die auftretenden Figuren allesamt unsympathisch mit ihrer Überheblichkeit und Besserwisserei. Da fällt zumindest mir es schwer, weiterzulesen, vor allem da sich das Buch
aufgrund langweiliger Gespräche und Begebenheiten sehr in die Länge zieht (Boxkämpfe, links, rechts,
ein Jab, schnarch, da leg ich mich auch gleich auf die Matte). Dazu kommen ein paar logische Fehler, wie "All das
war mir bisher verborgen geblieben. [...], weil er immer ein Hemd getragen hatte." Klar, nur acht Seiten
vorher erwähnt der Autor sinngemäß haargenau dasselbe, während Coleman OHNE HEMD vor ihm steht. Dann dieses ständige Gelaber, wie sportlich, vital, jung usw. Coleman wirke. Wenn der Mann all diese tollen Eigenschaften hat, warum ist er
dann nur so ein Arsch? Seine Selbstgerechtigkeit fand ich abstoßend - Hochmut kommt vor dem Fall.
Mir ist also echt ein Rätsel, was die Leute an diesem Roman finden. Die Charaktere bleiben flach und
stereotyp und der Plot zäh, auch wenn Roth das Zeug dazu hätte, eine Entwicklung der Protagonisten zu
beschreiben, was er aber nicht tut. Sein Anliegen ist wohlgemeint, aber mit diesen ganzen öden Passagen
ist mir meine Zeit einfach zu schade dafür.