Autor

Saramago, José

Titel

Das steinerne Floß

Originaltitel

A Jangada de Pedra

Genre

Drama

Seiten

414

Erscheinungsjahr

1986

Auszeichnungen

Verfilmungen

The Stone Raft (2002)

Verlag

Rowohlt

Wertung

Inhalt

Seltsame Dinge ereignen sich auf der iberischen Halbinsel. In Portugal läuft Joaquim Sassa am Strand entlang und zeigt Kräfte, die über ein menschliches Maß hinausgehen. Der Spanier Pedro Orce fühlt die Erde unter seinen Füßen beben und José Anaico schart Stare um sich. Die drei Männer erfahren voneinander aus den Medien und tun sich zusammen, nachdem das Unglaubliche geschehen ist - Spanien und Portugal haben sich von der europäischen Platte gelöst und treiben nunmehr als steinernes Floß über das Meer...

Rezension

Diese irre Idee verpackt Saramago in einen traumwandlerischen, ironischen Ton, der Melancholie, aber auch Sinn für die Komik der ganzen vertrackten Situation in sich birgt. Die Politik handelt, wie nicht anders zu erwarten, nur zu ihrem eigenen Besten und beweist himmelschreiende Inkompetenz. Die Menschen reagieren auch nicht rationaler: Panik wird zu Weltuntergangsstimmung, zu Solidarität oder Gewalt. Mir erschloss sich allerdings nicht immer der Grund für das Verhalten der Bevölkerung.
Saramago macht dabei mehr als deutlich, dass sich Portugal und Spanien Europa nie zugehörig fühlten und die meisten, platt ausgedrückt, in ihrer eigenen kleinen Welt leben. Richtiggehend verärgert war ich über die Aufopferungsbereitschaft der Frauen Pedro gegenüber - das gemahnte mich sehr an die Frau des Arztes in "Die Stadt der Blinden" desselben Verfassers. Auch aus Mitleid würde ich so etwas nicht tun.
Der Ausgangspunkt ist ebenso spektakulär wie die im eben erwähnten Roman, doch ist Saramago eher ein Meister der leisen Töne, mit denen er eine traumgleiche Atmosphäre schafft. Die Interpunktion ist gewöhnungsbedürftig, da kaum vorhanden, so dass Sätze zuweilen ineinanderfließen. Man muss sich eben darauf einlassen, davontragen lassen. Leider zogen sich die letzten hundert Seiten für meinen Geschmack zu sehr in die Länge. Was könnte noch gesagt oder getan werden, das es noch nicht gab? Die kleine Gruppe Reisender irrt durch die Lande und ein wenig hatte ich den Eindruck, dem Autor erginge es ähnlich. Nichtsdestotrotz ein nachdenklich stimmendes, teils märchenhaftes, sarkastisches Buch mit einigen Längen.