Inhalt
Seltsame Dinge ereignen sich auf der iberischen Halbinsel. In Portugal läuft Joaquim Sassa am Strand entlang und
zeigt Kräfte, die über ein menschliches Maß hinausgehen. Der Spanier Pedro Orce fühlt die Erde unter seinen
Füßen beben und José Anaico schart Stare um sich. Die drei Männer erfahren voneinander aus den Medien und
tun sich zusammen, nachdem das Unglaubliche geschehen ist - Spanien und Portugal haben sich von der europäischen Platte gelöst und treiben nunmehr als steinernes Floß über das Meer...
Rezension
Diese irre Idee verpackt Saramago in einen traumwandlerischen, ironischen Ton, der Melancholie, aber auch Sinn
für die Komik der ganzen vertrackten Situation in sich birgt. Die Politik handelt, wie nicht anders zu erwarten, nur
zu ihrem eigenen Besten und beweist himmelschreiende Inkompetenz. Die Menschen reagieren auch nicht rationaler: Panik wird zu Weltuntergangsstimmung, zu Solidarität oder Gewalt. Mir erschloss sich allerdings nicht immer
der Grund für das Verhalten der Bevölkerung.
Saramago macht dabei mehr als deutlich, dass sich Portugal und Spanien Europa nie zugehörig fühlten und die
meisten, platt ausgedrückt, in ihrer eigenen kleinen Welt leben. Richtiggehend verärgert war ich über die Aufopferungsbereitschaft der Frauen Pedro gegenüber - das gemahnte mich sehr an die Frau des Arztes in "Die
Stadt der Blinden" desselben Verfassers. Auch aus Mitleid würde ich so etwas nicht tun.
Der Ausgangspunkt ist ebenso spektakulär wie die im eben erwähnten Roman, doch ist Saramago eher ein
Meister der leisen Töne, mit denen er eine traumgleiche Atmosphäre schafft. Die Interpunktion ist gewöhnungsbedürftig, da kaum vorhanden, so dass Sätze zuweilen ineinanderfließen. Man muss sich eben darauf einlassen,
davontragen lassen. Leider zogen sich die letzten hundert Seiten für meinen Geschmack zu sehr in die Länge.
Was könnte noch gesagt oder getan werden, das es noch nicht gab? Die kleine Gruppe Reisender irrt durch die
Lande und ein wenig hatte ich den Eindruck, dem Autor erginge es ähnlich. Nichtsdestotrotz ein nachdenklich
stimmendes, teils märchenhaftes, sarkastisches Buch mit einigen Längen.