Inhalt
Im Haus der Beginen, die sich der Keuschheit, dem gottgefälligen Leben und der Arbeit verschrieben haben, sich aber
nicht nach solch strengen Regeln richten wie Nonnen, sind gleich drei Neuzugänge zu verzeichnen. Zum einen ist da
Johanna, die dem Dasein als rechtlose Badehure entfliehen will. Thea hingegen ist bereits einige Zeit hier, wird
aber unerklärlicherweise immer mürrischer. Angelika, die Dritte im Bunde, lässt es eher ruhig angehen und faulenzt
lieber, anstatt den zu helfen. Was Wunder, wenn Almut Bossart bereits alle Hände voll zu tun hat, mit diesen
Damen fertig zu werden, als auch noch der Domherr ermordet aufgefunden wird. Und die Täterin soll sich unter
den Beginen befinden...
Rezension
Gleich drei Verdächtige liefert uns die Autorin im Laufe der Geschichte und angenehmerweise ist nicht klar, welche
dieser Frauen sich als die Schuldige entlarven würde. Denn Dreck am Stecken scheinen sie alle zu haben und ihr
Verhalten gibt des öfteren Anlass zur Klage. Das der Hauptfigur Almut übrigens nicht minder, da sie sich erstens
häufig blind in irgendwelche offensichtlichen Gefahren begibt, sich zweitens vor allem Angelika gegenüber wie eine
Hexe benimmt und drittens, was am schwersten wiegt, kaum einmal die Hintergründe der Tat recherchiert. Ihre
Vorstöße in diese Richtung wirken halbherzig und täppisch, so dass ich mich darüber wunderte, wie sie überhaupt
etwas in Erfahrung bringen konnte. Schlüsse zu ziehen gehört nämlich nicht zu ihren Stärken.
Stattdessen muss man Gebete über sich ergehen lassen, zusehen, wie Löcher gegraben werden, Brot gebacken
wird und dem seichten Geplänkel von Almut mit Pater Ivo lauschen. Alle Dutzend Seiten flechten die beiden
ein Zitat von Sirach ein, den es tatsächlich gab, der aber derart inflationär gebraucht wird, dass ich bereits
die Augen zu verdrehen begann, wenn im Dialog diese speziellen Anführungszeichen auftauchten. Man könnte
meinen, im 14. Jahrhundert hätte es doch weitere Lektüre geben müssen, von Sirach einmal abgesehen. Weitere
historische Tatsachen präsentiert Schacht allerdings kaum und selbst der Krimiteil wäre kaum der Rede wert,
wenn die Autorin nicht diese anfangs lose erscheinenden Handlungsfäden am Ende zu einem logischen Ganzen
verknüpfen würde. Das Ergebnis mag ein wenig konstruiert erscheinen, ich war aber trotzdem gespannt darauf
zu erfahren, wer sich als die „Teufelin“ entpuppen würde.
Eine „Besetzungsliste“ im vorderen Teil des Buches half mir sehr dabei, die vielen Personen, die lediglich mit ihren
Vornamen angeredet werden, einigermaßen auseinander zu halten. Der Beginen gibt es nämlich einige und die
Figuren zeichnen sich jeweils eigentlich nur durch ein bestimmtes Merkmal aus. So ist Clara die wissbegierige
Leseratte, die Köchin Gertrud mürrisch, Thea sehr unwirsch und so weiter. Betrachtet man daraufhin die
sprachliche Gewandtheit der Autorin, so zeigt sich diese ebenfalls von einer eher unkomplizierten Seite. Die
Beschreibung der Personen erfolgt teils mit haargenau denselben Worten wie ein paar Passagen zuvor und
Schacht scheint sich nicht dafür zu interessieren, Mimik und Gefühle auf andere Art und Weise auszudrücken
als dadurch, dass Almut oder Pater Ivo – sie wechseln sich darin ab – entweder ein Lächeln in den Augen bergen
oder die Lider niederschlagen, um sich nicht durch die in ihre Augen verborgene gegenseitige Zuneigung zu verraten.
Davon abgesehen beschreibt Schacht die Umgebung recht anschaulich, lässt aber eben diese Mühe bei ihren Figuren
missen.
Vom peinlichen Liebesgeplänkel zwischen Almut und Pater Ivo einmal abgesehen, ist dieser Roman aber wirklich
sehr nett zu lesen. Für ein paar geruhsame Stunden kann man also getrost zu „Das Werk der Teufelin“ greifen.