Autor

Simmons, Dan
(*1948)

Titel

Hyperion

Originaltitel

Hyperion

Genre

Science Fiction

Seiten

482

Erscheinungsjahr

1989

Auszeichnungen

Hugo Gernsback Award (1990)
Locus Award (1990)

Verfilmungen

Verlag

Bantam USA (Teil v. Random House)

Website des Autors

www.dansimmons.com

Wertung

Inhalt

Der Planet Hyperion birgt viele Geheimnisse, die danach trachten, gelüftet zu werden. Da gibt es um einen die Time Tombs, leere Gräber, die nicht dem normalen Fluss der Zeit unterworfen sind. Darüber hinaus treibt der Shrike sein Unwesen, den einige zu vernichten gedenken, andere wiederum zu ihrem Gott erhoben haben. Letztere, der Shrike Temple, wählt sieben Pilger aus, denen es erlaubt ist, zu den Time Tombs zu reisen. Jeder Einzelne hat eine besondere Geschichte zu erzählen und einen triftigen Grund, nach Hyperion zu reisen...

Rezension

Wobei es mehrere Gründe gibt, „Hyperion“ zu lesen und einige wenige, die das Vergnügen ein bisschen schmälern. Da ist zum einen die Tatsache, dass kaum eine der fast 500 Seiten der „Gegenwart“ gewidmet ist. Nacheinander berichten die sieben Pilger aus ihrem Leben und zerhacken dadurch das Buch. Vor allem stört mich daran, dass manche – was schließlich logisch ist – aus der Ich-Perspektive erzählen, während andere Kapitel in der dritten Person gehalten sind. Wohl, um die Erlebnisse aller Beteiligten unterbringen zu können. Ich allerdings fand das reichlich inkonsequent, geradezu störend. Darüber hinaus wiederholt sich Simmons an einigen Stellen, was die Wahl der Worte betrifft, mit denen er etwas umschreibt. Sein Fundus an Adjektiven und Metaphern ist zwar durchaus nicht ärmlich zu nennen, trotzdem liest sich sein Englisch sehr leicht. Dinge aus der Vergangenheit, die er erwähnt oder zitiert, reichen von Shakespeare über den Dichter Keats zu Filmen wie „The Wizard of Oz“. Die drei Jahrhunderte zwischen letzterem und der Gegenwart der sieben Pilger bleibt fast völlig im Dunkeln. Generell erklärt Simmons nicht so viel, wie ich es gern hätte. Vor allem die technische Seite mit Farcastern, Raumschiffen und deren Antrieben und den verwendeten Waffen wird zwar erwähnt, bleibt aber ohne Substanz und wirkte darum auf mich erfunden. Eine Welt des Science Fiction, in der ich mich zurecht finde, sollte zumindest ansatzweise über Know-How verfügen, welches bis zu einem gewissen Grad erklärt wird. Alles andere erscheint mir wie lieblos gepinselte Kulisse.
Die bereits erwähnten sieben Geschichten der Pilger finde ich durchwachsen. Father Hoyts Bericht gemahnte allzusehr an „The Time Machine“, in der ebenfalls stupide Menschen zu einer bestimmten Zeit verschwinden. Ansonsten ist es ein recht ansprechendes Abenteuer. Das Schicksal von Weintraubs Tochter dagegen anrührender als die meisten Dramen, die im Fernsehen gezeigt werden. Silenus wiederum fand ich lahm, bei Kassad floss das Blut in Strömen (und dazu noch andere Körpersäfte), Brawne Lamia war Teil eines Kriminalstücks, während der Consul durch die vielen Reisen jung blieb und mit ansehen musste, wie seine Geliebte bei jedem Wiedersehen um Jahre gealtert war. Die Geschichte des Siebten im Bunde erfahren wir nicht. Und so pendelt der Roman zwischen verschiedenen Genres hin und her, nicht Fisch, nicht Fleisch und leider auch nicht durchgängig interessant. Trotzdem beschäftigte mich die Frage, was es mit diesem Shrike auf sich hat, ob Hyperion den Ousters, einem Volk von Weltraumfahrern, anheim fällt und was es mit den Time Tombs auf sich hat. Denn alle Fäden laufen auf Hyperion zusammen. Und diese Neugier bleibt im Laufe der Lektüre bestehen, obwohl der Spannungsbogen des öfteren einbricht. Es ist sicherlich einfacher, einzelne Versatzstücke zu einem Buch zusammenzupacken, als einen Roman aus einem Guss zu entwerfen. Immerhin entspringen Simmons Ideen nicht dem Einerlei der Space Operas und so werde ich mir zumindest den zweiten Band gönnen. Ob ich mit der Folgeserie „Endymion“ weitermache - diese Entscheidung steht nach dem etwas kitschigen Ende des vorliegenden Werkes noch aus.

Nur so am Rande: Der Illustrator des Titelbildes scheint das Buch nicht gelesen zu haben, denn sonst wüsste er, dass der Shrike vier Arme hat und nicht zwei und darüber hinaus rot leuchtende Augen und eine Rüstung wie Quecksilber.
Dieses Buch ist Teil einer Reihe:
The Hyperion Cantos
I: Hyperion (1989)
II: The Fall of Hyperion (1990)
III: Endymion (1996)
IV: The Rise of Endymion (1999)

auf Deutsch:
Die Hyperion-Gesänge
I: Hyperion
II: Das Ende von Hyperion
(= Der Sturz von Hyperion)
III: Endymion - Pforten der Zeit
IV: Endymion - Die Auferstehung