Inhalt
Von seinem Arzt erfährt Armin Minderhout, dass er mit seiner Lebensgefährtin Ellen nie ein Kind wird
zeugen können. Aufgrund einer Erbkrankheit ist er unfruchtbar und es schon immer gewesen. Doch was
ist dann mit seinem vierzehnjährigen Sohn Bo, den er mit seiner bereits verstorbenen Partnerin Monika hat?
Für Armin beginnt die fieberhafte Suche nach dem Vater eines Kindes, das nun nicht mehr das seine ist
und der Kampf mit seinen verworrenen Gefühlen...
Rezension
In einer klaren Sprache beschreibt Armin diees erschütternde Erlebnis von seiner Warte aus und pickt sich
dabei nur ein paar kleine Einzelheiten aus dem Geschehen, die aber sehr deutlich machen, wie es den
handelnden Personen gerade ergeht. Ich konnte nicht umhin, mit dem Mann mitzufühlen, der glaubte, Vater
zu sein, es aber nie war. Man erlebt seinen inneren Kampf, den Aufruhr seiner Gedanken und das Irrationale
seiner Handlungen. Ich war nicht mit allem einverstanden, was Armin tat, doch im Angesicht dessen,
was er durchmachen musste, war es durchaus verständlich. Ein Glück für ihn, dass sowohl Bo, als auch
Ellen dort verständnisvoll und geduldig reagieren, wo anderen längst der Kragen geplatzt wäre. Insofern
war das Buch ein wenig zu optimistisch für meinen Geschmack.
Was den Aufbau angeht, gelingt es van Loon sehr gut, in der Zeit hin- und herzuspringen, ohne den Faden
zu verlieren und den Leser dadurch an sein Buch zu fesseln, da er wissen will, wie es denn mit der
Patchworkfamilie weitergehen wird. Ja, ich hegte eine etwas unwillige Sympathie für die Protagonisten,
die so ganz andere Werte als ich vertraten und meinem doch eher konservativen Geist zuwiderhandelten.
Ich wünschte ihnen dennoch ein gutes Ende, das ich im übrigen bereits auf Seite 26 erriet, wo es mir wie
Schuppen von den Augen fiel. Aus Eitelkeit merkte ich mir die Stelle und aus derselbigen erwähne ich es
hier. Dennoch hatte ich das Buch in zwei Tagen gelesen, da mir vor allem der menschliche Aspekt gefiel.
Es kam mir vor, als ginge es um reale Personen (zumindest wenn sie nicht solch übermenschliche Güte
zeigten), echte Gefühle, den Konflikt zwischen Nähe und Distanz, den Armin auszutragen hat. Diese
"Lebensnähe" vermisste ich in "Der Ursprung der Welt", den ich davor gelesen hatte und in dem sich -
welch ein Zufall - auch ein Mann auf der Suche befindet. Anders als dort bleibt van Loon aber an seinen
Figuren dran, besonders bei den sehr lebendigen Dialogen, die es mir angetan haben. Nach "Lisas Atem"
ein weiteres Buch des Niederländers, das mir sich lohnt, wobei ersteres bereits großeres Können zeigt.