Autor | Vermeulen, John |
Titel | Der Garten der Lüste – Roman über Leben und Werk des Hieronymus Bosch |
Originaltitel | De Zuin der lusten. Roman over het leven en werk van Jeroen Bosch |
Genre | Historisches |
Seiten | 591 |
Erscheinungsjahr | 2001 |
Auszeichnungen | |
Verfilmungen | |
Verlag | Diogenes |
Wertung | |
Inhalt
Einer der berühmtesten niederländischen Maler des 15./16. Jahrhunderts wird als furchtsamer, zurückhaltender
Bengel Jeroen von Aiken im Hause eines Künstlers geboren. Die Mutter stirbt ein paar Jahre später und die vier
Kinder haben unter Mechtheld, der zweiten Frau ihres Vaters, sehr zu leiden. Jeroens ältere Schwester Herberta
lässt sich dennoch nicht den Mund verbieten, frönt ihrer Leidenschaft, dem Zeichnen, allerdings nur heimlich. Ihr
Bruder hat es leichter, darf er als Mann doch öffentlich seine Fähigkeiten voll ausschöpfen. Herberta bringt ihm
vieles bei, auch was es heißt, frei zu denken und hinter dem zu stehen, was man sagt und koste es das eigene
Leben...
Rezension
Bosch scheint es nicht einfach gehabt zu haben, obwohl er einer der wenigen Künstler war, die Zeit seines
Lebens für ihre Werke bewundert und darüber hinaus fürstlich dafür belohnt wurden. Das Problem war, er
passte nicht zu seiner Zeit, in der Misstrauen und Aberglaube herrschten und die Inquisition in s'Hertogenbosch
wütete. Vermeulen vermag es, diese Epoche mit all ihren Gräueln, aber auch den schönen Dingen wieder auferstehen zu lassen. Bosch geht durch ein Wechselbad der Gefühle, diskutiert mit Freunden und Feinden, machte
mich traurig oder ärgerlich. Ich bewunderte und verabscheute ihn gleichermaßen, für seinen eisernen Willen,
aufgeklärten Geist und die ungesunde Beziehung zu seiner Schwester. Ich habe bereits „Das Geheimnis des
Hieronymus Bosch“ und „Der Garten der Lüste“, beide aus der Sicht eines seiner Lehrlinge, gelesen, aber in
keinem dieser beiden Romane wurde der Mensch hinter dem Schaffen greifbarer als bei Vermeulen. Die
künstlerische Freiheit merkt man allen drei Autoren an, es gibt jedoch auch einige verbindende Elemente. Boschs
Tryptichon, welches vorliegendem Buch den Namen gab, wird als sein wichtigstes Werk gesehen, taucht bei
Vermeulen aber erst auf den letzten Dutzend Seiten auf.
Ein sensationslüsterner Titel? Macht nichts, zieht er doch die Aufmerksamkeit auf ein Werk, das sie verdient hat.
Es ist flüssig geschrieben, farbenfroh, brutal und voller Hoffnung. Über die damalige Zeit erfährt man leider sehr
wenig, aber das Wenige ist äußerst lebendig beschrieben.