Autor | Yan, Mo |
Titel | Die Knoblauchrevolte |
Originaltitel | T'ein-t'ang suan t'ai chih ko |
Genre | Drama |
Seiten | 384 |
Erscheinungsjahr | 1988 |
Auszeichnungen | |
Verfilmungen | |
Verlag | Rowohlt |
Wertung | |
Inhalt
Der Knoblauchanbau bildet seit Jahren die Lebensgrundlage der Bauern im nordöstlichen Gaomi in
China. Doch die Behörden weigern sich nun, die Ernte wie versprochen aufzukaufen und die Knollen
vermodern auf den Feldern. Die Bauern sehen sich um das ihnen zustehende Geld betrogen und aus
Wut darüber, ihre Familien nicht mehr versorgen zu können, lassen sie ihrem Ärger freien Lauf. Die
Kreisverwaltung wird in Trümmer gelegt, der Aufstand aber schnell wieder niedergeschlagen. Mittendrin
sind die ältere Dame Tante Vier, die sich für den Tod ihres Mannes rächen will; der aufmüpfige Gao Ma,
der Tante Viers Tochter Jinjü nicht heiraten darf und der Familienvater Gao Yang, der sich dem Strom
der Revolte nicht entziehen kann und eher zufällig hineingerät. Im Gefängnis lassen die drei ihr Leben
Revue passieren...
Rezension
Wenn auch nur die Hälfte stimmt, was Mo Yan in seinem Buch schildert, bin ich heilfroh, nicht in China
geboren zu sein. Diese scheinheiligen Wohltäter, die vorgeben, dem Volk zu dienen und sich dabei nur
selbst in die Tasche arbeiten, versetzen mich in helle Wut. Himmelschreiende Ungerechtigkeiten
treffen die drei Hauptpersonen, ohne dass sie etwas dagegen unternehmen könnten. Diese Hilflosigkeit
greift auch auf den Leser über und zieht ihn in seinen lähmenden Bann. Mo Yan übt hier treffende
Kritik an dem Missbrauch der kommunistischen Politik durch vornehmlich "kleinere" Machthaber, die
sich und ihren Verwandten Vorrangstellung einräumen und in diesem Fall bevorzugt Knoblauch von den
sie bestechenden reichen Leuten kaufen. Sie stürzen die Bauern ins Unglück, doch der Autor verdammt die Idee des Kommunismus dabei nicht an sich. Nicht die Mehrheit ist es, die Unrecht begeht - es
gibt auch gute Menschen unter den Beamten. Dies trägt zu dem differenzierten Bild bei, das Mo Yan
von seiner Heimat entwirft und das macht es so glaubwürdig und ergreifend, dass man den Leuten am
liebsten zu Hilfe eilen würde. Die Sprache ist einfach gehalten, so wie die Menschen, von denen sie
erzählt, und dabei so bildhaft, dass man meint, die Knoblauchstangen unter seinen Zähnen knacken zu
spüren. Diese Buch stellt ein gutes Stück Annäherung an China und seine Bewohner dar und zeigt ein
Stück Geschichte dieses Landes, das im westlichen Bewusstsein völlig untergegangen ist.