Autor

Rolland, Romain

Titel

Beethoven

Originaltitel

Beethoven

Genre

Biographie

Seiten

160

Erscheinungsjahr

1905

Auszeichnungen

Verfilmungen

Verlag

M. Rascher Verlag

Wertung

Inhalt

Rolland beschreibt Beethovens Leben in Wien und die Lebenssituationen, in denen dieser sich gerade befand, als er seine Werke verfasste. Die meiste Zeit verbrachte der Komponist in Wien, das er verachtete, während er sich oft nach seinem Geburtsort am Rhein zurücksehnte. Ab Seite 79 kann man den originalen Wortlaut des Heiligenstädter Testamentes lesen, ab Seite 87 sind Auszüge aus den Briefen Beethovens an Freunde und Bekannte. Zu finden. Danach gibt es Zitate aus den Konversationsheftchen, die der Komponist mit sich führte, da er sich aufgrund seiner zunehmenden Taubheit nicht mehr richtig unterhalten konnte. Seite 131 und folgende beinhalten Anmerkungen, Quellenangaben und Auszüge aus anderen Schriften, die sich auf bestimmte Passagen der Biographie beziehen...

Rezension

"Vor dem Romancier Rolland ist eigentlich der Biograph zu Ruhm gekommen" steht auf dem Einband dieser Möchtegern-Biographie. Man merkt es der Ausdrucksweise deutlich an, dass der Autor ein Romancier ist, so dick wie er aufträgt. Beethoven wird sowohl als Mensch wie auch als Künstler in den Himmel gelobt und als unverstanden hingestellt. Zeitgenossen beschrieben ihn als jähzornig und zuweilen untragbar, doch diese ungeliebte Seite klammert Rolland fast vollständig aus. Er versteigt sich zu emotional überfrachteten Loeshymnen: "Er hatte auf dieses Kind [seinen Neffen] die ganze Hingabe an den einzelnen Menschen, deren er fähig war, gehäuft - die Folge waren neue, grausame Leiden. Die sogenannten Landrechte scheinen wie eine besondere Vorsehung darüber zu wachen, dafür zu sorgen, daß die Not in Beethovens Leben immer neu auftauche und steige, damit sein Genius, durch immerwährenden Kampf gestärkt, wachsen könne." "Ein Armer, noch mehr: ein Unglücklicher, noch mehr: ein Einsamer, ein Kranker, noch mehr - der ganz Schmerz Gewordene, dem die Welt ihre Freude versagt, wird selbst zum Schöpfer der Freude und schenkt sie der Welt!"
Von einer Biographie erwarte ich eigentlich, dass sie nicht so überaus wertend vorgeht wie diese, sondern Fakten zusammenträgt, auch Berichte von Zeitgenossen hineinnimmt, aber nicht durch seine Anbetung eine eigene Meinungsbildung verhindert. Wir sehen den Komponisten durch Rollands rosarote Brille (und selektiver Auswahl an Texten) und der oben erwähnte Neffe fühlte sich laut anderer Quellen förmlich unterdrückt durch Beethovens Fürsorge. Auch ist die unsterbliche Geliebte in dem Buch "Ludwig van B." eine andere - Rolland ist der Ansicht, Therese von Brunswick sei es gewesen. Was auch immer die Wahrheit ist, ich schenke dem Biographen kein Vertrauen, dazu ist und schreibt er zu voreingenommen. Man erfährt auch kaum etwas aus Beethovens Leben, ein paar Symphonien werden erwähnt, doch kann man den Menschen Beethoven hinterher genausowenig greifen wie vor der Lektüre. Im Anhang sind nur ein paar Briefe von ihm, in denen er sich seitenweise über seine körperlichen Beschwerden beklagt. Mehr als langweilig! Auch die Bilder und Photos sind kein Trost - alle zeigen Beethoven, nur eines sein Geburtshaus. Dabei hätte ich gerne gewusst, wie seine Verwandten, etwa sein Neffe und seine Freunde, zuallererst Therese und Schindler, aussahen, von denen es doch sicher auch Material geben müsste. Empfehlen kann ich diese unvollständige, lieblos zusammengewürfelt erscheinende Biographie nicht - man weiß danach nicht mehr über Beethoven als zuvor. Man erfährt nur das, was Rolland über ihn denkt. Und das war es eigentlich nicht, was ich wissen wollte.
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