Inhalt
Die Menschen um Beethoven haben es wahrlich nicht leicht mit ihm. Er ist aufbrausend, wankelmütig, aggressiv
und ungerecht und wird gleichzeitig von vielen gefeiert und verehrt. Doch nicht einmal mit seiner Familie kommt er
zurecht und so ist es kein Wunder, dass nach seinem Tod ein Streit um Beethovens Erbe ausbricht. Schindler, sein
Freund, seine rechte Hand, Lakai und Blitzableiter in einem, findet neben dem Testament einen Brief, gerichtet an
eine "unsterbliche Geliebte". Dieser geheimnisvollen Frau hat der Komponist sein gesamtes Vremögen vermacht.
Doch wer ist sie? Die Gräfin Gallenberg, Gräfin Erdödy oder eine ganz andere?
Rezension
Dies ist keine detaillierte Biographie über das Leben des Meisters, wie man vielleicht meinen könnte. Vielmehr ist es
das Buch zum Film mit Gary Oldman und Isabella Rossellini. Im Grunde wird hierin der komplette Ablauf dargestellt,
die Szenen jedoch um einige zusätzliche Informationen erweitert. Leider reicht das immer noch nicht für einen
"richtigen" Roman, zumal keinen, der der Charakterisierung eines Menschen und dessen Werk gerecht werden
will. Darum greift der Film bzw. das Buch auf das gängige Klischee Beethovens als jähzornigen, missgünstigen
Menschen zurück. Mir war dabei nie klar, was erfunden ist und was als Tatsache gelten kann. Ein kurzer Epilog
oder ein Vorwort wären hilfreich gewesen.
Darüber hinaus wirkte das Ganze ein wenig sprunghaft und die Gespräche gekünstelt, ganz so, als hätten sie nie
stattgefunden. Oder zeigte sich da die Lust der Wiener am Theater? Ich kann mir eben einfach nicht vorstellen,
dass sich die Leute damals so benommen hätten, die Szenen waren allzusehr auf Dramatik ausgelegt. Immerhin
wurden dann auch ein paar sehnsüchtige, menschliche Seiten des Meisters gezeigt, obwohl er der ewig Fremde
bleibt. Beethoven selbst wird sogar als Quelle zitiert, allerdings muss man dieselben Sätze immer und immer
wieder lesen. Ist Ellison da der Stoff ausgegangen? So schön der Brief ist, ich möchte ihn dennoch nicht so penetrant
als wunderbar hingestellt bekommen. Später kamen falsch geschriebene, Simpelsätze auf Ungarisch, denen
alle Akzente fehlten.
Nun mag sich meine Kritik so anhören, als würde ich Ellisons Buch am liebsten zum Teufel jagen, aber so schlecht
hat er seine Arbeit nicht getan. Er hat sich nur nicht viel Mühe damit gemacht, das bereits Vorhandene (das
Drehbuch) zu einem Erlebnis zu komplettieren, wie es einem solch großen und faszinierenden Menschen eigentlich
zustünde. Und auch dem Leser, nebenbei bemerkt. So ist dieser Roman zwar, von einigen Wiederholungen
einmal abgesehen, unterhaltsam, aber sehr oberflächlich. Wer hatte nicht gleich nach ein paar Dutzend Seiten die
Erleuchtung, wer die unsterbliche Geliebte war? Nur Schindler krebst unwissend in der Gegend herum und kommt
erst ganz am Ende zu der überraschenden (ha!) Erkenntnis, dass... Aber hören Sie sich lieber ein paar Stücke
Beethovens an, dann sind Sie ihm sicher näher als mit diesem unausgegorenen Drehbuchverschnitt.