Autor | Fromm, Rainer |
Titel | Digital spielen - real morden? Shooter, Clans und Fragger: Computerspiele in der Jugendszene |
Originaltitel | |
Genre | Sachbuch |
Seiten | 174 |
Erscheinungsjahr | 2003 |
Auszeichnungen | |
Verfilmungen | |
Verlag | Schüren |
Wertung | |
Inhalt
Nach einer generellen Erklärung, was Ego-Shooter eigentlich sind, geht der Autor über zu dem Grund, warum sich
die Frage des Titels überhaupt stellt. Littleton und Bad Reichenhall sind jedem nur allzu gut in Erinnerung und in
Folge dieser Ereignisse brach eine regelrechte Flut von Diskussionen über gewaltintensive Computerspiele über
uns herein. Fromm umreißt sodann die Meilensteine des Actiongenres, allen voran natürlich Doom, Quake, Unreal
Tournament, sowie Half-Life und all deren Nachfolger. Weiter geht es mit Interviews, sowohl mit Spielern, als auch
Pädagogen und Medienwissenschaftlern, sowie einer kurzen Beschreibung der Arbeit der BPjS (Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften)...
Rezension
Für meinen Geschmack präsentiert sich die Sammlung reichlich unreflektiert und anstatt mit Zahlen und Fakten aus
empirischen Untersuchungen aufzuwarten, findet man sich als Leser in einem Wust von Meinungen wieder. An
sehr wenigen Stellen werden diese durch Studien belegt, wobei die Quellenangaben teilweise sehr zu wünschen
übrig lassen. Da drängt sich einem der Eindruck auf, Fromm wolle nur auf einer Trendwelle mitreiten und ist nicht
sehr darum bemüht, zu einer Erhellung dieses Themas beizutragen. Er ergeht sich in Wiederholungen, präsentiert
gar dieselben Abschnitte ein paar Seiten später nochmals und stellt den Leuten im großen und ganzen dieselben
Fragen; wobei letztere auch nichts anderes zu sagen haben als ihre Vorgänger. Gut finde ich dagegen, dass auch
Spieler und Clan-Angehörige zu Wort kommen, deren Meinung aber wohl nicht soviel Gewicht hat wie die eines
Prof. Dr. Fritz.
Neue Erkenntnisse gibt es hier nicht zu bestaunen, man sollte besser auf einige der Quellen zurückgreifen, aus
denen Herr Fromm so großzügig zitiert. Um der Brisanz dieses Themas gerecht werden zu können, fehlt diesem
Buch Wissenschaftlichkeit und Tiefe.
Nur so nebenbei: Kennen die heutigen Jugendlichen noch Duke Nukem 3D? Es kommt mir vor, als wäre es schon
ewig her, dass ich das gespielt habe und dennoch wird v.a. dieses Spiel in Zusammenhang mit der Rolle der Frau
in Spielen herangezogen. Das ist mir erst wieder eingefallen, als ich das Buch gelesen habe. Was ich noch wusste
und was mich begeisterte waren die Lichtschranken und die Projektoren der eigenen Figur, die man im Multiplayer
zur Ablenkung irgendwo hin stellen konnte. Ach ja, die Spiegel habe ich gerne demoliert und Toiletten betätigt. ;-)
Ist das nicht ein weiteres Indiz dafür, dass bei uns Spielern der Fokus wo ganz anders liegt, als bei denen, die das
von außen sehen? Wobei ich zugeben muss, bei Soldier of Fortune haben sie recht - bei mir ist das Game gleich
nach zehn Minuten von der Platte geflogen. Was für ein Ekelspiel!
Zu den Frauen in den Spielen: Tough, das stimmt, aber v.a. Sexobjekte mit DoppelD und fast immer leicht bekleidet.
Männerfiguren sind dagegen in voller Rüstung zu "bewundern". Besonders in Rollenspielen völlig absurd, als
weibliche Heldin halb nackt gegen scharfe Klingen anzutreten und das am besten in einer lauschigen Winterlandschaft!