Autor | Damasio, R. Antonio |
Titel | Ich fühle, also bin ich - Die Entschlüsselung des Bewusstseins |
Originaltitel | The Feeling of What Happens - Body and Emotion in the Making of Consciousness |
Genre | Sachbuch |
Seiten | 365 |
Erscheinungsjahr | 1999 |
Auszeichnungen | |
Verfilmungen | |
Verlag | Harcourt Publishers Ltd College Publishers |
Wertung | |
Inhalt
In vier Teilen berichtet der Arzt und Neurologe von seiner Suche nach dem Bewusstsein, unterscheidet zwischen
Emotion und Gefühl und definiert wichtige Begriffe. Emotion etwa ist auch ohne Bewusstsein möglich und umfasst
Reaktionen einer Person, viele davon beobachtbar. Gefühle dagegen sind private, mentale Erfahrungen von
Emotionen und benötigen das Bewusstsein, um wahrgenommen zu werden. Darüber hinaus gibt es die
sogenannten primary emotions (Angst, Wut, Erstaunen, Traurigkeit, Freude, Ekel), secondary oder social emotions
(Scham, Neid, Schuld, Stolz u.ä.) und background emotions (Wohlgefühl, Ruhe, Anspannung). U.v.m.
Zuerst ist der Beginn beschrieben, also wie Damasio dazu kam, das Phänomen Bewusstsein zu untersuchen und
welche Fragen bereits im Vorfeld auftraten. In Part II wendet er sich Gefühlen und dem Wissen darum zu (feeling
and knowing) und führt verstreut immer wieder Schicksale von Menschen an, bei denen bestimmte Hirnfunktionen
außer Gefecht gesetzt sind. Er meint, es gäbe eine core und eine extended consciousness. Die core ist für das
Hier und Jetzt zuständig und unabhängig von Gedächtnis, Sprache, Vernunft. Die extended Consciousness dagegen
bietet ein Gefühl der Identität, des Selbst und stellt die Person in eine eigene Historie mit Vergangenheit und
erwarteter Zukunft. "Bewusstsein beginnt als das Gefühl von dem, was passiert,wenn wie sehen, hören oder
fühlen. Genauer gesagt ist es ein Gefühl, das das Formen von jedweder Art von Bild (image) - visuell, akustisch,
taktil - innerhalb unseres lebenden Organismus begleitet." (grob übersetzt)
Teil III beinhaltet die Biologie für das Wissen (biology of knowing) mit den anatomischen und neuronalen
Voraussetzungen für Bewusstsein. Part IV schließlich nannte der Autor "bound to know" und beschreibt den Weg von
Emotionen zu Gefühlen...
Rezension
...in einer Art und Weise, die ich über weite Strecken des Buches ermüdend fand. Allein die Einleitung dauert und
schien sich im Kreis zu drehen. Zuerst war ich natürlich gefesselt - Gefühle können nicht vom Bewusstsein abgekoppelt
werden? Mehr! Wachsein und low-level attention können dagegen separat davon existieren und v.a.
(oder nur?) Menschen besitzen Bewusstsein. Faszinierend! Doch dann kommt Damasio ins Schwadronieren und
statt endlich auf den Punkt zu kommen, drescht er ständig dieselben Phrasen. Er wiederholt alles mehrfach, nur
in anderen Worten. Sehr interessant dazwischen sind die Fallbeispiele, derer es aber für meinen Geschmack viel
zu wenig gibt. Einige Anekdoten lockern das ganze etwas auf und Damasio als nicht ganz objektiver Wissenschaftler
lässt sich zu (einigen wenigen) ironischen Kommentaren hinreißen: "Whether we like it or not, we feel
very comfortable after Janet Leigh stops screaming in the shower and lies quietly on the bathtub floor." (in einer
Anspielung auf die Mordszene in "Psycho")
Insgesamt hätte ich doch mehr Neurologie erwartet, mehr Informationen über das Gehirn und seine Funktionen.
Nach etwa 100 Seiten überflog ich Damasios weitschweifige Ausführungen nurmehr. Was hat den Lektor daran
gehindert, den Rotstift anzusetzen und diese ständigen Wiederholungen einfach zu streichen? Wirklich schade um
das tolle Thema, das zwar für den Mann auf der Straße ohne allzu viel Fachsimpelei präsentiert wird, aber durch
die vielen Replikationen sehr zäh geworden ist.