Autor | von Schirach, Ferdinand |
Titel | Verbrechen |
Originaltitel | - |
Genre | Authentische Kriminalfälle |
Seiten | 206 |
Erscheinungsjahr | 2008 |
Auszeichnungen | |
Verfilmungen | |
Verlag | Piper |
Wertung | |
Inhalt
In elf Geschichten erzählt der Autor von den unglaublichsten Fällen, die ihm bisher in seiner Anwaltskanzlei untergekommen sind. So erschlägt ein Mann über 70 nach mehr als fünfzig Ehejahren seine Gattin, weil er sie einfach nicht mehr ertragen kann. Eine Frau tötet ihren durch einen Unfall schwer hirngeschädigten Bruder, da sich sein Zustand immer weiter verschlechtert. Ein Mann zerstückelt in der Badewanne einen Toten, weil seine Freundin keine Aufenthaltserlaubnis hat und wahrscheinlich ausgeweisen werden würde...
Rezension
Gleich der erste Fall mit dem Rentner verdeutlicht, dass dies kein Buch für schwache Mägen ist. Es werden Schädel gespalten, Leichen zerstückelt und Leute zu Tode gefoltert. Da ich gerne Thriller lese, sollte ich das wohl gewohnt sein, doch die Vorstellung, dass dies in Wirklichkeit geschehen und jemandem zugestoßen ist, macht die Lektüre unerträglich. Der Autor beschreibt diese Szenen in einem sachlichen Ton, so dass man meint, eine Akte zu lesen. Dann wiederum macht er deutlich, wieviel Sympathie er für die Täter emfpindet, indem er zum Beispiel minutiös die Gelegenheiten aufführt, in denen der Rentner von seiner Frau gequält wurde oder wie clever doch der aus Armenien stammende Deutsche ist, der seinen zum wiederholten Male straffällig gewordenen Bruder herauspaukt, indem er die hiesige Justiz austrickst. Soll man da etwa applaudieren, wenn Verbrecher wieder frei rumlaufen oder was bezweckt von Schirach damit?
Hatte ich am Anfang noch das Gefühl, der Autor halte sich angenehm zurück, drängte sich mir im Laufe der Lektüre der Eindruck auf, sein Urteil stehe über dem Gesetz. Empfindet er Mitleid oder Sympathien für den Angeklagten, scheint es eine unbillige Härte zu sein, sich an Paragrafen zu orientieren. Dabei soll Strafe den Täter nicht nur davon abhalten, so etwas nochmal zu tun, sondern auch resozialisieren und für andere ein Zeichen setzen. Was für ein Signal gibt uns der Autor mit dem vorliegenden Werk? Dass ein Mord verzeihlich ist, wenn er am "Richtigen" verübt wird? Ich jedenfalls habe die Lektüre daher abgebrochen und bleibe bei der Fiktion - "Verbrechen" ist mir zu beklemmend und ich möchte nicht auf Kosten Anderer unterhalten werden.
Schon gewusst?
Der Autor arbeitet seit 1994 als Anwalt und Strafverteidiger in Berlin. "Verbrechen" ist sein erstes Buch.