Autor | Chomsky, Avram Noam |
Titel | War Against People - Menschenrechte und Schurkenstaaten |
Originaltitel | Rogue States. The Rule of Force in World Affairs |
Genre | Sachbuch |
Seiten | 157 |
Erscheinungsjahr | 2001 |
Auszeichnungen | |
Verfilmungen | |
Verlag | Europa Verlag |
Website des Autors | www.chomsky.info |
Wertung | |
Inhalt
Chomsky stellt die These auf, die USA und ihre Verbündeten seien die eigentlichen Schurkenstaaten,
die in ihrer Selbstgerechtigkeit tun und lassen, was sie wollen. Ihre eigenen Interessen stehen dabei
im Vordergrund und bei der Erreichung ihrer Ziele scheuen sie auch vor Mord und Krieg nicht zurück.
Mit Hilfe der CIA und anderen Organisationen infiltrieren sie die Regierungen anderer Länder, unterstützen
Diktatoren (Somoza, Hussein) und stürzen sie wieder, wenn diese sich weigern, weiterhin nach
ihrer Pfeife zu tanzen. Chomsky erwähnt dabei ein wenig sprunghaft auch die Kubakrise, den Vietnamkrieg,
Nicaragua und als historisches Beispiel die Kolonialzeiten.
Rezension
Viele Fußnoten weisen auf die Quellen der Daten hin, die der Autor dabei aufreiht. Doch für mich schien
es nicht sonderlich glaubwürdig, wenn ich aus dem Zusammenhang gerissene Satzfetzen präsentiert
bekomme, die Chomsky als Beweis für seine Behauptungen anführt. Ganze Absätze und Auszüge
aus besagten Reden oder Dokumenten wären meiner Ansicht nach objektiver und überzeugender gewesen.
Und will Chomsky nicht genau das - überzeugen? So ließ sich der leise Zweifel in mir nie ganz
abstellen und ich fühlte mich manipuliert - stimmt das so alles? Chomsky wollte sich ja als unantastbar
hinstellen, als Experte auf dem Gebiet, das er so gründlich recherchiert zu haben scheint. Aber
diese Zusammenstückelung von Satzteilen vermischt mit historischen Fakten schwächt irgendwie
seine Position. Auch wiederholt er sich oft und stellt alles dar, als könnte es nur so sein und keinesfalls
anders. Dazu passt auch seine Angewohnheit, Behauptungen in den Raum zu stellen, wie "Die
Schulden (der Dritten Welt) selbst könnten durch einige recht einfache Verfahren beseitigt werden."
(S.137) Aha und welche? Durch Erlassung, da es 'faule Schulden' sind, also gegen den Willen des
Volkes durch einen Diktator angehäuft, wie früher im Buch angedeutet?
Was ist mit "[...] alle Hoffnungen zu zerstören, die in den siebziger Jahren in Mittel- und Südamerika in Massenbewegungen und der vom Katholizismus proklamierten 'vorrangigen Sorge für die Armen' ihren Ausdruck gefunden hatte. Die katholische
Kirche wurde für diese Abweichung vom Pfad der Tugend hart bestraft." (S.138) Ah ja, und wie?
Es gibt so ein paar Punkte, die den Leser dazu anhalten sollten, einen gesunden Skeptizismus zu
pflegen und bei größerem Interesse die Quellen nachzuprüfen. Chomsky tendiert dazu, wie ich finde,
die mögliche andere Seite der Medaille einfach auszublenden, Gegenargumente zu seiner Position einfach
wegzulassen und ein ziemlich subjektives Buch zu schaffen, das aber dennoch vom Ton her den
Anspruch erhebt, über allen Zweifel erhaben zu sein. Das stimmt meiner Meinung nach so nicht, obwohl
ich dem Grundtenor eigentlich zustimme. Die USA, um die es hier ja größtenteils geht, maßen
sich an, Weltpolizei zu spielen, ungeachtet der Folgen für die Menschen in den jeweiligen Ländern
(collateral damage). Dabei haben sie aber oft nur ihren eigenen Vorteil im Blick, nicht das Wohl der
Bürger, und setzten sich im Laufe der Jahre über etliche UN-Resolutionen hinweg. Andere Länder
werden bei solch einem Verhalten als Schurkenstaaten angesehen, die USA sind immer noch Engel.
Die Kernbotschaft dieses Buches: Sind nicht auch die USA Schurken und müssten sie ihre Position
nicht mal überdenken? Eine Änderung kann allerdings nur von innen heraus kommen, schreibt der
Autor weiter, da sich die UN als, nun ja, unfähig erwiesen hat.
Auf jeden Fall bietet dieses Buch viel Stoff für Diskussionen, auch wenn es durch seine Einseitigkeit
und der teils unwissenschaftlichen Beweisführung an Objektivität fehlt.