Autor

Dostojewskij, Fjodor M.

Titel

Der Idiot

Originaltitel

Idiot

Genre

Drama

Seiten

803

Erscheinungsjahr

1886

Auszeichnungen

Verfilmungen

L'Idiot (1946)
Hakuchi (1951)
Idiot (TV-Miniserie, 2003)

Verlag

dtv

Wertung

Inhalt

Auf einer Zugfahrt nach St. Petersburg lernen sich der Fürst Lew Nikolajewitsch Myschkin und Parfen Semjonowitsch Rogoschin kennen. Der Fürst war lange Zeit im Ausland, genauer gesagt in einem Sanatorium in der Schweiz, und wurde dort wegen seiner Epilepsie behandelt, damals auch Idiotie genannt. Rogoschin erzählt ihm im Gegenzug von seiner Leidenschaft für eine gewisse Dame, Nastasja Filippowna Baraschkowa, für die auch der Fürst bald in heißer Liebe entbrennt...

Rezension

Man sieht schon, das ganze wird tragisch enden. Zwischenzeitlich gibt es viel Emotion, überschwängliche Beteuerungen, Intrigen, Auseinandersetzungen und Versöhnungen. Hört sich irgendwie nach der Zeit von Sturm und Drang an; wenn hier etwas gemacht oder gefühlt oder gesagt wird, dann aus vollster Seele. Jedenfalls kommt es einem so vor und im nachhinein stellt sich einiges als falsch und gespielt heraus. Das ist einer der Gründe, warum die Geschichte so fesselt, obwohl doch eigentlich nicht viel passiert. Hier herrschen Dialoge vor zwischen wunderbar dreidimensionalen Charakteren - soviel Mühe gibt sich heutzutage kaum ein Autor mehr. Zudem waren diese Personen sehr ambivalent, wie auch die Beziehung, die man zu ihnen entwickelt. Mal erscheinen sie hochmütig und gemein, doch wenn sie einen kurzen Blick hinter diese Fassade gewähren, empfindet man Mitleid und zuweilen sogar Sympathie. Dann fallen sie jedoch wieder in ihre alten Muster zurück und das Spiel beginnt von neuem. Einzig der Fürst ist eine Art Konstante, so schien mir, da er konsequent seinen Neigungen folgt und unverfälscht agiert. Das bringt ihm den Hohn der edlen Gesellschaft ein, sie schimpft ihn einen Idioten - wobei ich das Gefühl hatte, dass sie ihn eher beneiden, da sie meinen, sich verstellen zu müssen, es aber nicht immer durchhalten können. Der Fürst dagegen kann sich so geben, wie er ist und sein Leben ist um soviel ehrlicher, wenn auch nicht einfacher. In seiner Naivität und Vertrauensseligkeit treiben die Herrschaften ihr Spiel mit ihm und machen nicht nur sich dabei unglücklich.
Was mich verwirrt hat war dieses "Wer liebt jetzt eigentlich wen"-Spiel. Da fand ich auch des Fürsten Verhalten enervierend schwach und ich hätte ihn am liebsten geschüttelt. In diesen Augenblicken kam mir seine Freundlichkeit wie ein Fluch vor. ( Wichtig fand ich die Geschichte vom armen Ritter S. 327/33.)
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