Inhalt
Das Fest Banapis steht unmittelbar bevor und Aufregung herrscht unter den jungen Burschen in Crydee, da an diesem Tag über Zukunft entschieden wird. Dann nämlich wählen die Meister der Handwerks- und der Schwertkunst ihre Lehrlinge aus. Die beiden Freunde Pug und Tomas wünschen sich also nichts sehnlicher, als Krieger zu werden, um als Helden in die Geschichte einzugehen. Doch es kommt anders. Pug wird überraschenderweise von Magus Kulgan erwählt und hat kein Jahr später an dessen Seite eine gefährliche Mission zu erfüllen. Ein unbekanntes Schiff ist gestrandet und immer öfter wird berichtet, dass Späher unterwegs sind, die nicht aus Midkemia stammen können. Die Zeit drängt, die Verbündeten müssen gewarnt und die Streitkräfte mobilisiert werden...
Rezension
So machen sich Pug und seine Gefährten auf den Weg zum König, um Verstärkung zu erbitten. Auf Ihrer Reise müssen sie allerlei Gefahren überstehen, wie etwa die Durchquerung der verlassenen Zwergenmine Mac Morduin Cadal. Wer da an "Der Herr der Ringe" von J.R.R. Tolkien denkt, hat recht, die Analogien zu Moria kommen nicht von ungefähr. Als Vertreter der sogenannten High Fantasy fährt "Die Midkemia-Saga" daher die von Tolkien eingeführte, übliche Besetzung auf: Menschen, Elben, Zwerge oder Orks, aber auch einige zusätzliche Völker. Damit sind die Ähnlichkeiten zum großen Vorbild allerdings schon erschöpft, da sich der vorliegende Roman an ein etwas älteres Publikum richtet. Hier wird tatsächlich gekämpft und gestorben, Feist wirft den Leser mitten hinein ins Schlachtengetümmel, verzichtet allerdings im Gegensatz zu aktuellen Bestsellern (2009) wie "Die Orks" oder "Die Zwerge" auf ein blutiges Gemetzel. Der Krieg mit den Tsurani scheint zudem realistischer, da er sich über Jahre hinweg zieht, zermürbende Belagerungskämpfe beinhaltet und den Gegnern am Ende sogar etwas Menschliches abgewinnt.
Zudem beginnen die Fäden etwa ab der Mitte des Buches auseinanderzulaufen und die eingeschweißte Truppe muss sich von nun an einzeln ihrer jeweiligen Aufgabe stellen. Während sich etwa der Herzog und seine Söhne um die Verteidigung ihrer Heimat verdient machen, wird Pug als Späher ausgeschickt - doch mehr will ich nicht verraten. Was mir persönlich nicht so gefallen hat ist die scheinbare Unverwundbarkeit der Protagonisten, doch schließlich ist die Saga auf sechs Bände ausgelegt und Feist verzichtet durch den "God-Mode" von Pug und co. gnädigerweise darauf, ständig Dutzende neuer Figuren einzuführen, so dass man stets weiß, mit wem man es zu tun hat. Löblicherweise gibt es vorne und hinten im Roman sowohl eine Karte von Midkemia, als auch von Kelewan, so dass man den Weg der Protagonisten fast immer mitverfolgen kann. Bleibt nur zu hoffen, dass die schemenhaften Gestalten in den nächsten Bänden an Kontur gewinnen oder die dunkle Seite in sich entdecken, denn sie sind allesamt allzu gutmütig und damit enttäuschend vorhersehbar. Die straff erzählte Handlung tröstet jedoch größtenteils darüber hinweg und ich hatte bisher das Gefühl, als wüsste der Autor, wohin er will. Bin ja mal gespannt, ob er die Atmosphäre und das bisher angelegte Tempo im zweiten Teil zu halten vermag.
Schon gewusst?
Toll finde ich, dass hier im ersten Band der Wirrwarr um die verschiedenen Reihen Feists, die alle in derselben Welt angesiedelt sind, geklärt wird:
"Der Midkemia-Zyklus beginnt mit dem Traum des Jungen Pug und Tomas von Ruhm und Ehre. Als Midkemia von Invasoren aus Kelewan angegriffen wird, werden sie in den gewaltigen Spaltkrieg hineingezogen. Zeitgleich zu "Die Midkemia-Saga" ist "Die Kelewan-Saga" angeordnet: In ihr werden die Geschehnisse auf der Gegenseite während des Spaltkriegs geschildert. Chronologisch folgen dann die Romane von "Die Krondor-Saga", bevor Midkemia in "Die Schlangenkrieg-Saga" von einer weiteren Invasion heimgesucht wird: Die Flotte der Smaragd-Königin kommt übers Meer und ihre Armee überzieht das Land mit Krieg. "Die Legenden von Midkemia" führen zurück in die Zeit des Spaltkrieges. In dem zeitlich jüngsten Abschnitt "Die Erben von Midkemia" erleben die Leser mit Talon einen neuen jungen Helden und einen bislang unbekannten Teil von Midkemia, treffen aber auch auf viele alte Bekannte."