Inhalt
Eigentlich sollte dies der schönste Tag im Leben des Zeichners Clayton Riddell sein, als er endlich einen Verlag findet, der seine Comics veröffentlicht. Doch gerade dann bricht die Hölle über Boston herein. Menschen, die kurz zuvor völlig friedlich und normal waren, gehen aufeinander los, versuchen zu beißen, zu verletzen, zu töten. Die Handys scheinen die Schuld daran zu tragen und die letzten „Normies“ kämpfen ums Überleben...
Rezension
Diesmal lässt King dem Leser keine Zeit, den Protagonisten kennen zu lernen, bevor er die Normalität erst verzerrt und dann vollkommen über den Haufen wirft. Eine Art postapokalyptisches Szenario breitet sich vor dem entsetzten Leser aus, der sich vor allem deshalb gruselt, weil mit dem Mobilfunk ein Gegenstand die Hauptrolle spielt, welchen viele heutzutage mehrmals am Tag verwenden. Manch einer fürchtet sich sogar vor der Strahlung, die von Handys ausgehen und diese (latente) Angst nutzt der Autor für seinen Roman. Selbst ich habe während der Lektüre mehr als einmal misstrauisch mein Telefon beäugt und mich gefragt, ob so etwas möglich wäre. Wie genau das funktionieren soll oder gar wer sich dafür verantwortlich zeichnet – diese Fragen lässt King völlig im Dunkeln. Selbst das Ende lässt er offen und verweigert dem ein wenig enttäuschten Leser die Auflösung. Der Sieg schien einfach zu leicht...
Doch bis dahin wird einem einiges an Action geboten und es menschelt sogar ab und zu zwischen dem Leser und den Protagonisten, welche genretypisch etwas blass bleiben. Was man King aber zugute halten muss, ist die Wahl seiner Charaktere. Es gibt nicht nur die 20-40-Jährigen, sondern auch Kinder und alte Haudegen, die immer wieder eine Hauptrolle spielen. Das Englisch von „Cell“ ist zudem leicht zu verstehen und das Buch somit sehr flüssig zu lesen, obwohl man ab und zu über Löcher in der Logik stolpert. So wird der „Pulse“, durch den die Leute völlig durchdrehen, überall hin gesendet – warum sind dann nur Handynutzer betroffen? Verstärkt das Telefon das Signal? Warum nehmen die Protagonisten kein Auto, schließlich könnten sie langsam fahren, wenn sie so besorgt sind wegen der vielen Autowracks auf den Straßen. Ein Motor- oder Fahrrad täten es auch. Und wo bleibt das Militär? Irgendein Pilot, der Bomben abwerfen könnte, müsste doch überlebt haben. Und was soll das mit dem Schweben und der Telepathie? Für meinen Geschmack waren diese beiden Elemente viel zu abgedreht und minderten die Glaubwürdigkeit des Romans um ein vielfaches. Alles in allem hat der Autor viel zu viel zurechtbiegen müssen, damit seine Geschichte funktioniert. Spaß hat sie aber allemal gemacht und wer beim Lesen an „I Am Legend“ von Richard Matheson dachte, der liegt richtig. „For Richard Matheson and George Romero“ lautet die Widmung am Anfang des Buches. Und das ist keine schlechte Gesellschaft in diesem Genre.