Inhalt
Daniel McCoyne ist Angestellter bei der Stadt, lebt mit seiner fünfköpfigen Familie in einer winzigen Wohnung und muss jeden Cent dreimal umdrehen.
Es nagt an ihm, dass es ewig so weitergehen könnte, bis er eines Tages Zeuge eines Gewaltausbruchs wird. Eine harmlose alte Frau wird auf offener
Straße erstochen. Das Opfer scheint völlig willkürlich, doch was ist mit dem Täter? Von Tag zu Tag werden es mehr und die Presse gibt diesen
Amokläufern sogar einen Namen: Hater...
Rezension
Innerhalb kürzester Zeit wird Dannys Alltag völlig auf den Kopf gestellt, so dass er sich nach einer Weile sogar nach dem alten Trott zurücksehnt. Dabei schien es
im Grunde nichts Positives in seinem Leben zu geben. Er hat eine öde Stelle bei der Stadt, eine Beißzange als Vorgesetzte, drei Kinder, die ihm auf der Nase
herumtanzen und eine Frau, die ihn trotz des akuten Geldmangels immer wieder dazu überredet, essen zu gehen oder etwas anderes zu tun, was sie sich nicht leisten
können. Er hat kein Rückgrat, brüllt seine Familie an und lässt sich vom Fernseher berieseln statt sich mit seinen Kindern zu beschäftigen. Ein Verlierer auf
allen Ebenen, der leider gar nichts Sympathisches an sich hat. Allerdings muss ich zugeben, dass die Streitigkeiten und die Sorgen des "kleinen Mannes" sehr
realistisch dargestellt werden. Das macht es aber nicht angenehmer, sich Dutzende von Seiten durch Dannys monotonen Alltag zu quälen.
Doch bald nehmen die Gewaltausbrüche zu und die Gefahr rückt immer näher. Die Hater gehen mit erschreckender Brutalität gegen ihre vermeintlichen Widersacher vor und selbst
Freunde oder Verwandte können sich von einem Augenblick zum anderen verwandeln. Diese Paranoia hat Moody gut eingefangen, denn jeder fragt sich, wer der nächste sein
wird. Eheleute beäugen sich misstrauisch und jeder Wutausbruch, sei er noch so berechtigt, wird unterdrückt, aus Angst, für einen Hater gehalten zu werden.
Seltsamerweise erscheinen Letztere völlig normal zu sein, wenn sie unter ihresgleichen sind - wenn man mal von ihrem irrationalen Hass gegen die unveränderte
Mehrheit der Menschen absieht. Wer ist also Täter und wer Opfer? Wegen dieser Frage musste ich mir bei ihren Gesprächen erneut ins Gedächtnis rufen, mit welcher Grausamkeit
sie gegen Nicht-Hater vorgegangen sind, fast wie die Zombiehorden, die man aus Horrorfilmen kennt. Außerdem hatten sie angefangen, die normalen Menschen zu attackieren,
nicht umgekehrt.
Eine Erklärung für die Umwandlung liefert der Autor nicht, jedenfalls keine zufriedenstellende. Auch das Ende bleibt offen, schließlich ist dies nur der erste Band einer Trilogie.
"Hater" war zwar nicht übermäßig spannend - dafür suhlte sich der Ich-Erzähler viel zu oft und zu lange im Selbstmitleid - aber ich bin neugierig geworden. Wer wird
den Sieg davontragen? (Mai 2012)
Schon gewusst?