Autor

Márai, Sándor

Titel

Die Glut

Originaltitel

A gyertyák csonkig égnek

Genre

Drama

Seiten

219

Erscheinungsjahr

1942

Auszeichnungen

Verfilmungen

A Gyertyák csonkig égnek (Video, 2006)

Verlag

Piper

Wertung

Inhalt

Nach einundvierzig Jahren des Wartens und der Grübelei kommt Konrad zurück zu seinem Jugendfreund, dem General Henrik. Seit der Kindheit waren sie unzertrennlich gewesen, Konrad mit seiner Leidenschaft für Musik und aus ärmlichen Verhältnissen stammend, während sein Gefährte unsäglich reich und ein Lebemann war. Dann heiratete Henrik Krisztina und in jenem Juli 1909 geschah etwas, das die traute Dreisamkeit zerstörte...

Rezension

Nun will Henrik sich aussprechen, all die Fragen stellen, die seit langem in ihm brennen. Dies wälzt sich in einem langen Monolog über uns hinweg; fast wird man ertränkt von dem Wortfluss, der sich aus dem General endlich Bahn bricht. Aufgrund seines Alters sollte ich Márai das nicht übelnehmen, aber der schulmeisterische Ton ging mir manchmal sehr auf die Nerven. Seine Ansichten stellt er so hin, als wären sie unverrückbare Wahrheiten und Konrad weiß darauf auch nichts zu erwidern. Andere Anmerkungen wiederum klingen sehr naiv und dann gibt es noch solche, die mich geärgert haben ("[...] schwebte ein Gefühl, das stärker war als alles andere. Ein Gefühl, das nur die Männer kennen: Freundschaft ist sein Name."). Ja, ja, das Buch ist schon ein wenig betagt, doch solchen Unsinn will ich nicht hören. Bevor hier aber der Eindruck entsteht, ich fände "Die Glut" unsäglich, will ich zu den positiven Seiten kommen. Man findet sofort rein in die Melancholie nach dem Zerfall der k.u.k.-Zeit, was sich vor allem in der bedächtigen Einführung in die Geschichte zeigt. Licht aus, Spot an auf einen einsamen 75jährigen, der genau wie die abgedeckten, verstaubten Möbel auf jemanden wartet, der ihm wieder einen Sinn gibt. Diese Stimmung nimmt einen sogleich gefangen und es tut wohl, nach der Hektik des Alltags langsam mit dem General durch das Anwesen und die damit verbundenen Erinnerungen zu streifen. Nach und nach entrollt sich die Geschichte und obwohl die meiste Zeit nur zwei alte Freunde am Esstisch oder am Kamin plaudern, nimmt man die untergründige Spannung wahr. Was geschah damals (wobei man fast sofort darauf kommt, schließlich geht es um eine Frau und zwei Männer)? Noch wichtiger: Was werden die beiden tun, nachdem sie die Wahrheit kennen? Und trotz der eingangs erwänhten Makel ist dieses Buch schön, es atmet "den Geist und die Grandezza des österreichisch-ungarischen Reiches" (Pietro Citati, La Repubblica).
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