Autor | Miéville, China (*1972) |
Titel | Der Eiserne Rat |
Originaltitel | Iron Council |
Genre | Science Fiction / Fantasy |
Seiten | 400 |
Erscheinungsjahr | 2004 |
Auszeichnungen | Kurd-Lasswitz-Preis (2006) Locus Award (2005) |
Verfilmungen | |
Verlag | Del Rey Books (Teil v. Random House) |
Wertung | |
Inhalt
Die Metropole New Crobuzon leidet unter der Tyrannei des Militärs und deren politischer Führung, die Kriminelle oder das, was sie dafür halten, zu sogenannten Remade verwandeln. Mithilfe der Thaumaturgie werden bis dato normale, gesunde Menschen zu horriblen Gestalten umoperiert, so dass manch einer mit mehreren Augen oder Armen herumläuft oder mit einem Hundekörper geschlagen ist, auf den der menschliche Kopf genäht wurde. Das wollen nun viele Bürger nicht mehr hinnehmen und blasen zum Kampf gegen die Regierung. Einige mit Worten, in Form subversiver Schriften, andere mit offener Gewalt wie die Gruppierung um Toro. Cutter und seine Mitstreiter hingegen machen sich auf, den Iron Council zu finden, der die Macht haben soll, sie alle zu retten. Leider weiß niemand so recht, ob es ihn überhaupt gibt, geschweige denn, wo er zu finden ist...
Rezension
Nach den exzellenten Vorgängern (siehe Auflistung links), bricht mit "Iron Council" der dritte Band der Bas-Lag-Reihe an, einer Serie von Romanen, die nur lose zusammenhängen, aber alle in derselben Welt, namentlich Bas Lag spielen. Leider ist der dritte Streich weit weniger gelungen als die anderen und als Verehrer Miévilles schmerzt es mich zu sagen, dass das Buch beinahe völlig misslungen ist. Es liegt nicht an einer mangelnden Eloquenz des Autoren, sondern dem Fehlen von Handlung und von Persönlichkeiten. Es treten so viele Figuren auf, dass es vor allem am Anfang einige Zeit braucht, sich nicht zwischen den ganzen Gruppierungen zu verlieren. Solche frustierenden Momente würde ich allerdings leicht verschmerzen können, wenn sympathische Charaktere mich davon ablenkten. Jedoch, eine der zentralen Figuren der Revolution (Judah) bleibt nicht nur rätselhaft, sondern von unverständlichen Motivationen getrieben. Eigentlich scheint ihm alles egal zu sein, ob er nun mit einer Frau das Lager teilt oder mit einem Mann, ob er bei dem Umsturz hilft oder nicht, ob jemand dabei stirbt oder nicht. Alternativen gibt es keine, entweder sterben sie oder sind genauso unsympathisch und undurchsichtig wie Judah.
Da Miévilles Werke literarische Qualitäten aufweisen, die viele als anspruchsvoll geltende Romane missen lassen, finde ich es sehr schade, dass sich bei der Suche nach dem Eisernen Rat nicht nur Langeweile in mir breitmachte, sondern dass ich zuweilen so genervt war, dass ich das Buch beiseite legen wollte. Miévilles Beschreibungen sind wirklich großartig und der Bas Lag eine Welt, die schrecklich und schön zugleich ist. Von allerlei kuriosen und monströsen Lebewesen bevölkert, übte sie eine morbide Faszination auf mich aus. Doch wird sich etwa 200 Seiten lang Judahs Vergangenheit gewidmet, dem ich keinerlei Achtung entgegenbrachte, was mich bei einem Roman mit am meisten stört. Beinahe wäre "Iron Council" daher bei den schlechten Werken gelandet, doch die genauen und toll beschriebenen Beobachtungen Miévilles und weil die Handlung am Ende wieder etwas anzieht, packe ich es zu den "netten" Büchern.