Autor

Pelewin, Viktor

Titel

Buddhas kleiner Finger

Originaltitel

Capaev i Pustota

Genre

Humor

Seiten

422

Erscheinungsjahr

1996

Auszeichnungen

Verfilmungen

Verlag

List (Teil v. Ullstein)

Wertung

Inhalt

Aufgrund seiner Gedichte gerät Pjotr Pustota 1919 in Petersburg ins Visier der Geheimpolizei und flüchtet daraufhin nach Moskau. Dort trifft er einen alten Kameraden, Grigori von Ernenzoff, dessen Identität er annimmt. Der Divisionskommandeur Wassili Tschapajew wird auf Pjotr aufmerksam und nimmt ihn mit auf einen Feldzug. Oder träumt Pjotr das nur und die Wirklichkeit ist die der psychiatrischen Klinik, in der er immer wieder erwacht?

Rezension

Mit einem Bein in der Satire, mit dem anderen in der Philosophie, mit beiden fest in der Realität" (Christoph Keller, Weltwoche). Das würde ich so unterschreiben, doch was ist hier die Realität? Pelewin jongliert gekonnt mit den verschiedenen Ebenen der Vergangenheit und der Gegenwart und flicht gleichzeitig einen Diskurs darüber ein, was die Wirklichkeit überhaupt ist. Man mag einwenden, dass er sich dabei wiederholt und dennoch macht das Gedankenspiel ungeheuer Spaß, nicht zuletzt da die Protagonisten oft freche Bemerkungen fallen lassen und manche Szenen zum skurrilsten gehören, was mir bei einem Roman je untergekommen ist. Da auch Arnold Schwarzenegger auftaucht und wie in seinen Filmen "Terminator" und "True Lies" agiert (ja, ich kenne beide und finde sie gut; letzteren, weil er anspruchslose, aber gute Unterhaltung bietet), ist wohl eher die Gegenwart wirklich und nicht das Jahr 1919. Wie könnte Pjotr denn sonst Arnie, Jets und all die modernen Errungenschaften erdenken? Oder ist beides nur ein Traum? Wie war das mit dem Schmetterling, der träumt, ein Mensch zu sein? Wobei ich dieses Tier nicht als gelungene Wahl ansehe, da es nur ein paar Tage lebt. Träumt es denn überhaupt mit seinem winzigen Ganglion? Ich würde annehmen, sein Gehirn sei nicht nicht komplex genug dafür.
Doch wenden wir uns jetzt lieber den Protagonisten zu, die leider hinter den Diskussionen und der Philosophie ins Hintertreffen geraten. Dem Autor schienen sie fast egal und so waren sie es auch mir. Pelewin hat sich voll und ganz auf seine verworrenen Pfade begeben und so bleiben die Figuren bloße Namen. Darüber hinaus habe ich kaum Ahnung von der Geschichte oder der gegenwärtigen Situation Russlands und daher sicher einige ironische Anspielungen darauf verpasst. Informierte werden darum wohl noch mehr Freude an diesem Buch haben, als ich schon hatte.
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