Inhalt
Bei Klempnerarbeiten in einer Pizzabude werden die Knochen von, wie sich später herausstellt, drei jungen Frauen entdeckt, alle fast noch Mädchen. Dr. Temperance Deasee Brennan bekommt den Fall auf den Tisch, doch aus Sicht der forensischen Anthropologie lässt sich nicht viel sagen über Todesursache der Opfer, so dass man eigentlich nicht davon ausgehen kann, dass sie ermordet wurden. Dieser Meinung ist auch der zuständige Ermittler Claudel und rührt scheinbar keinen Finger, um der Sache auf den Grund zu gehen. Tempe ermittelt auf eigene Faust...
Rezension
Die Lektüre eines der Bücher Kathy Reichs ist schon Jahre her und nach „Totenmontag“ frage ich mich, weshalb. An nur einem Tag habe ich vorliegenden Thriller verschlungen und bin zwar nicht hellauf begeistert, aber angenehm überrascht. Was mir am meisten gefiel ist die Tatsache, dass die Ermittler durch ihre Recherchen auf die Spur des Mörders kommen. Tempe Brennans Arbeit wird demzufolge haarklein beschrieben, Knochen werden freigelegt, sortiert, unter dem Mikroskop und unter UV-Licht betrachtet, chemischen Analysen unterzogen und gar einzeln benannt. Die lateinischen Begriffe häufen sich zum Teil zwar, geben aber einem das Gefühl, einer richtigen Untersuchung beizuwohnen. Kathy Reichs weiß schließlich, wovon sie schreibt, übt sie doch denselben Beruf wie ihr alter ego Brennan aus. Und wo ihr Fachwissen sie nicht weiterbringt, wird zu der guten alten detektivischen Kleinarbeit mit stundenlangem Stöbern in alten Archiven und Dutzenden von Telefonaten zurückgegriffen. Ein Fall löst sich hier nicht von alleine und man bekommt ein Gefühl dafür, wie eine solche Untersuchung in Wirklichkeit ablaufen könnte. Mit einem Unterschied: Höchstwahrscheinlich würden weder die ermittelnden Beamten beinahe täglich bei der zuständigen Anthropologin Meldung machen und sämtliche Details des Falles vor ihr ausbreiten – ist das überhaupt erlaubt? Und erst recht wäre Brennan nicht selbst die Ermittlerin und sogar bei Einsätzen dabei wie in „Totenmontag“. Ironischerweise lässt sich die Protagonistin einmal zu der Bemerkung hinreißen, Anthropologen seien nicht wie im Kino und würden nicht wie durch Zauberhand zu ihren Erkenntnissen gelangen.
Ein Wort noch zu den Figuren in diesem Roman, die alle sehr plastisch wirken und die man sich ungemein gut vorstellen kann. Sie besitzen ein Leben neben der Arbeit, bearbeiten auch andere Fälle, haben Probleme und tun ganz alltägliche Dinge wie Kochen oder Zähne putzen. Das mag sich jetzt vielleicht langweilig anhören, doch vervollständigen solche Kleinigkeiten das Bild eines realistischen Tagesablaufs. Da lassen sich Klischees wie der äußerst attraktive Inspector Ryan, der Brennan natürlich abgöttisch liebt, verschmerzen, zumal das Pärchen sich des öfteren in den Haaren liegt. Ich-Erzählerin Brennan, allein im Kampf gegen das Verbrechen, hatte ich bereits angesprochen. Verwunderlich zudem, dass sie selbst Experten Kenntnisse vermitteln muss, welche diese eigentlich besitzen müssten (die C14-Datierungsmethode, Stockholm-Syndrom). Außerdem ist man Tempe hunderte von Seiten voraus – zurecht geißelt sie sich, erst so spät die richtigen Schlüsse gezogen zu haben. Und das Schlimme ist: So etwas ist tatsächlich einmal geschehen!