Autor | Schlüter, Wolfgang |
Titel | Dufays Requiem |
Originaltitel | |
Genre | Krimi |
Seiten | 429 |
Erscheinungsjahr | 2001 |
Auszeichnungen | |
Verfilmungen | |
Verlag | Eichborn Berlin |
Wertung | |
Inhalt
Dr. Wernfried Hübschmann lernt auf einer Klassenfahrt in England ein ungleiches Paar kennen: Antonietta
Riccoli, eine Dozentin für Musikgeschichte, die keine andere Musik als die klassische duldet und
Malcolm Stevens, der sich nach einigen Prosawerken an einem Roman versuchen will. Der Provinzschullehrer
Hübschmann freundet sich mit den beiden an und schließt mit Toni eine Wette ab: Er meint,
er sei in der Lage, das verschollene Requiem Dufays wieder zu finden...
Rezension
Erst wenn man langsam liest, kann man in diese völlig andere Welt eintauchen; eine Welt, die uns vor
Augen führt, dass wir im Alltag nicht einmal an der Oberfläche des deutschen Sprachschatzes kratzen.
Schlüter dagegen lotet auch seine tiefsten Tiefen aus, weigert sich, sich den heutigen Standards des
leicht verdaulichen zu unterwerfen. Seine Sätze sind sperrig, ineinander verschachtelt und durchsetzt
mit Fremdwörtern - oder doch nicht? Beim näheren hinsehen erschließt sich einem mitunter die Bedeutung
und genau das gefällt mir an diesem Buch. Es erzwingt die Verlangsamung und das nähere Betrachten
und führt den Leser auf den genauen Inhalt zurück: Schneller Konsum ist hier nicht erwünscht
und auch nicht möglich.
Ab und an, muss ich zugeben, übertreibt es Schlüter aber mit dem Vokabular und den Abhandlungen
über Musik. Ein Kapitel, das Skript von Tonis Vorlesung, überflog ich beispielsweise nur, da mich erstens
die fachlichen Grundlagen schon damals im Musikunterricht in der Schule nicht interessierten und
ich zweitens nicht verstand, was Schlüter mit damit sagen will. Oder war das ein Vorwand, um mit seinem
nicht unbeachtlichen Wissen zu glänzen? Meiner Meinung nach - hier mögen Musiker und Historiker
die Hände über dem Kopf zusammenschlagen - hätte man diese 18 Seiten kürzen können, aber
vielleicht gehe ich hier wieder den Weg der leichten Verdaulichkeit. Was gibt es noch zu sagen? Drei
wunderbar eigensinnige Individualisten trifft man hier an, die gemäß Hübschmann durch das charakterisiert
werden, was sie denken und in Worte kleiden. Das gilt ihm mehr als desjenigen "Seele oder sein
Handeln, mehr als das, was er ist oder zu sein vorgibt." Wie der Einband bereits ankündigt, verflicht
Schlüter kunstvoll Dialoge, Briefe und ein Tagebuch zu einem Lehrstück über Musik und der Leidenschaft,
mit der manche ihr Spleen zu verteidigen gewillt sind. Eine tolle Lektüre!