Inhalt
Im 19. Jahrhundert ist es in weiten Teilen Chinas immer noch üblich, den jungen Mädchen die Fußknochen zu
brechen, um kleine „Lotosblüten“ aus ihnen zu machen. Bei der Wahl ihres Ehemannes haben sie ebensowenig
Mitspracherecht, wie bei der Wahl ihrer laotong. Diese Verbindung zwischen zwei gleichaltrigen Mädchen wird
für ein ganzes Leben geschlossen, sie kennen einander besser als Eheleute, stehen einander näher als
Geschwister. Lilie hat Glück, als Kind eines Bauern mit einer höhergestellten Familie verbunden zu werden und
Schneerose wächst ihr sofort ans Herz. Gemeinsam stehen sie jedes Leid durch, auch das ihrer Heirat...
Rezension
Rückblickend erzählt Lilie dem Leser in der Ich-Form von ihrem bewegten Leben und spart dabei selbst solche
Dinge nicht aus, die ein schlechtes Licht auf sie werfen. Jedoch sind sie und die anderen Figuren recht einfach
gestrickt, obwohl sie immerhin ihre Meinung ändern, sobald sie die Dinge aus einer anderen Perspektive sehen.
Von der großartig beschworenen Liebe zwischen den beiden laotong spürte ich allerdings nicht viel. Die Freundschaft erschöpft sich im gemeinsamen Sticken und dem Verfassen blumig-wortreicher Erklärungen ihrer ach so
tollen Beziehung. Doch das, was die Mädchen beziehungsweise späteren Frauen wirklich bewegt, wird von
ihnen nie angesprochen. Der Kitsch überdeckt leider ein wenig das, was nachvollziehbare Gefühle hätten
werden können.
Hingegen ist das, was diesen Roman eigentlich ausmacht – die Schilderung der damaligen Situation chinesischer
Mädchen – wunderbar gelungen. Sehr detailliert erfährt man, wie das Leben damals ablief, welche Leiden ihnen
aufgebürdet wurden, allen voran natürlich das Füßebinden. Die Erzählung dieser Prozedur allein fand ich so
schrecklich, dass ich gar nicht mehr weiterlesen mochte. Allerdings war ich neugierig geworden: Wie würde es
mit Lilie und Schneerose weitergehen? Wie würde ihre neue Familie die beiden aufnehmen? Die Autorin erzählt
das alles in sehr lebendiger Art und Weise und die Lektüre ist dabei eher bitter als süß. Fazit: Vor allem dieses
ewige „Töchter sind wertlos“ nebst anderen Wiederholungen und die etwas simple Gefühlswelt der Protagonisten
trüben das ansonsten positive Gesamtbild. (Januar 2008)