Autor | Vinge, Vernor |
Titel | Dscheng Ho I: Eine Tiefe am Himmel |
Originaltitel | Queng Ho I: A Deepness in the Sky |
Genre | Science Fiction |
Seiten | 615 |
Erscheinungsjahr | 1999 |
Auszeichnungen | Hugo Gernsback Award (2000) Kurd-Lasswitz-Preis (2004) John W. Campbell Award (2000) |
Verfilmungen | |
Verlag | Heyne (Teil v. Random House) |
Wertung | |
Inhalt
Andere intelligente Lebensformen sind selbst in den entferntesten Winkel des Weltraums eine äußerst
seltene Erscheinung. Die Dscheng Ho wäre deshalb am liebsten als erste vor Ort, um sich die Handelsrechte
mit den neuen Kunden zu sichern. Allerdings haben sie nicht mit den Aufsteigern gerechnet, die
von einem der benachbarten Planeten gestartet sind und zeitgleich mit der Kaufmannsgilde am EinAus-Stern
ankommen. Die beiden Parteien streiten um die Macht, womöglich auch um neue Technologien,
die auf dem Planeten zu finden sind. Keiner ist gewillt, nachzugeben und auch auf dem Planeten
der Spinnen bahnt sich ein Konflikt an...
Rezension
Eines vorneweg: Dieser Roman spielt zeitlich vor "Ein Feuer auf der Tiefe" (A Fire Upon the Deep), ist
aber nur lose durch die Person des Pham Nuwen damit verbunden. Geschrieben wurde es allerdings
erst sechs Jahre später, beschreibt aber recht ausführlich das Leben dieses großen Dscheng Ho-
Führers. Daher würde ich raten, erst "Eine Tiefe am Himmel" zu lesen, bevor man mit "Ein Feuer auf
der Tiefe" weitermacht.
Vinge wirft den Leser mitten hinein in die Geschichte, versäumt es dabei allerdings, die Verhältnisse
zufriedenstellend zu klären. Wer ist Parks? Warum sucht er diesen alten Mann? Was soll das alles
überhaupt? Zum Glück ist dieses Verwirrspiel auf den Prolog beschränkt und in der Folge entwickeln
sich äußerst spannende Intrigen zwischen der Dscheng Ho und den Aufsteigern. Auf martialische
Handgemenge hat Vinge verzichtet - Fans so genannter Space Operas werden sich mit diesem Buch
wahrscheinlich langweilen. Der Autor widmet sich nämlich sehr ausführlich seinen Figuren, deren
Zielen und den Konflikten, die aus der Unvereinbarkeit ihrer Wünsche mit den eigenen moralischen
Maßstäben resultieren. Nur der Schluss enttäuscht in dieser Hinsicht, da dort die Pärchenbildung
unglaubwürdige Ausmaße annimmt. Bis dahin erlebt man allerdings einige überraschende Wendungen,
welche die bedrohliche Atmosphäre - also die Konkurrenzsituation zwischen Dscheng Ho und Aufsteigern
und die Pläne letzterer mit den Spinnen - noch mehr aufheizen. Bei solch dicken Wälzern wie
dem vorliegenden denkt man ja oft, oh je, das wird sicher ein harter Kampf, bis ich mich da durchgebissen
habe. Bei Vinge war jedoch das genaue Gegenteil der Fall. Ich hoffte, es würde nie zu Ende
gehen, obwohl ich gleichzeitig unbedingt erfahren wollte, wie das Treffen mit den Spinnen verlaufen und das Ganze
schließlich ausgehen würde.
Verwundert hat mich aber, dass die Spezies der Spinnen der unsrigen so stark ähnelt. Nicht vom
Äußeren her natürlich, sondern von ihren Motivationen her, dass sie etwa wie wir Menschen Kriege
führen, die Tausenden, wenn nicht gar Millionen das Leben kosten. Auch die Religion hat ihren Platz,
mit Fanatikern und deren Widerpart, den aufgeklärten Wissenschaftlern. Was verführt die Menschen
allerdings dazu, zu glauben, die Entwicklung der Spinnen würde sich ersten überhaupt, zweitens
genau wie auf der guten alten Erde und drittens innerhalb gewisser Zeit abspielen? Diesen Punkt fand
ich nicht sonderlich schlüssig, wie auch die Tatsache, dass die Menschen bei Vinge hunderte von
Jahren alt werden können. Der Kälteschlaf zählt nicht.
Alles in allem aber ist "Eine Tiefe am Himmel" ein rundum gelungenes, obwohl groß angelegtes Projekt,
welches den Figuren den Vortritt vor der Technik lässt. Letztere mutet zuweilen etwas wie Zauberei
an, fügt sich aber zumeist nahtlos in die Geschehnisse ein. Und aufregend war dieses Buch allemal.