Inhalt
Dan Millman erzählt über seine Begegnung mit einem alten Mann, den er Socrates nennt, da er dessen
richtigen Namen nicht erfährt. Nacht für Nacht treffen sie sich in der Tankstelle, bei der Socrates arbeitet und in dessen Büro er dem jungen Mann seine Philosophie zu leben näherbringen will. Es ist ein
weiter Weg für Millman von einem erfolgreichen Turner zu einem "grundlos glücklichen" Krieger...
Rezension
Im Vorwort schickt der Autor voran, er könne nicht genau unterscheiden wo die Grenze liegt zwischen
dem, was Socrates ihn gelehrt hat und anderen Lehren und Erfahrungen. Auch die Geschichten und
Gleichnisse hat Millman eingestreut, Dialoge frei nacherzählt und die zeitliche Reihenfolge verändert. Na
toll, da könnte man ja gleich sagen, das ganze sei erfunden, wenn selbst der Autor nicht mehr nachvollziehen kann, was wahr ist und was er zusammengedichtet hat. Insofern bin ich mißtrauisch an das
Buch herangegangen - schon wieder so ein selbsternannter Guru, der meint, die Weisheit gepachtet zu
haben. Daher war ich überrascht, als sich Millman als jähzornigen Narren darstellt, der erst lernen
muss, wie man glücklich lebt. Nicht der Erfolg, das Erreichen der Ziele, die wir uns gesetzt haben, sondern das Genießen des Augenblicks, von denen keiner alltäglich ist, macht uns offen für die Freuden
des Lebens. Keine spektakuläre Erkenntnis, wird manch einer sagen, doch man sollte mal versuchen,
das in die Tat umzusetzen! Das ist gar nicht so leicht, vor allem da man in seiner Umwelt auf viel Unverständnis stoßen wird. Aber: Meiner Meinung nach gäbe es keinen Fortschritt, wenn es da nicht diese "Unzufriedenen" gäbe, die nach Weiterentwicklung und Verbesserung streben würden. Vielleicht macht uns
das nicht glücklich, aber wer würde, wenn er ehrlich ist, auf all die Annehmlichkeiten verzichten wollen
(das können ist eine andere Sache)? Und sollte man nicht darauf bedacht sein, das beste aus seinen
Möglichkeiten zu machen? Man merkt schon, ich bin kein Anhänger der Spiritualität eines Millman, der
nur im Hier und Jetzt lebt und nicht für die Zukunft plant (was sein "Meister" Socrates ihm einzutrichtern
versucht). Wie schön, dass es andere gibt, die das für ihn übernehmen, da ein Staat mit so vielen Menschen auf Millmans Art nie funktionieren würde. Vielleicht hänge ich mich jetzt zu sehr an diesem Punkt
auf, wo ich doch darin übereinstimme, dass wir froher wären, würden wir auch all die Kleinigkeiten genießen, die uns tagtäglich begegnen und nicht ständig grübeln. Dass der Autor das Denken generell als
"Müll" abstempelt, um sich in flow-Erlebnisse zurückzuziehen kann ich jedoch nicht gutheißen.
Ich weiß ja, Rezensionen sollten objektiver sein, aber ich kann kein Buch loben, dessen Philosophie
ich in großen Teilen ablehne. Aber ich versuch's mal: Das Buch liest sich flüssig, wiederholt sich aber
oft (Millman wird belehrt, rastet aus, denkt nach, turnt wie der Wilde, wird dafür bewundert, geht wieder
zurück zu Socrates usw.) - sehr vorhersehbar und ermüdend. Ferner ist es bei vielen Dingen unmöglich,
dass der Autor sie so erlebt haben kann - ich hätte es besser gefunden, wenn er nicht so abgehoben
wäre und sich mehr an die Realität gehalten hätte. Erstens wäre das glaubwürdiger und brächte nicht
solche Kritiker wie mich auf den Plan und zweitens wäre es überzeugender. So kann man das alles
einfach als Humbug abtun, als Effekthascherei, angereichert mit oberflächlichen Kalenderweisheiten.