Autor | Lynch, Scott |
Titel | Locke Lamora 1: Die Lügen des Locke Lamora |
Originaltitel | The Gentleman Bastard Sequence 1: The Lies of Locke Lamora |
Genre | Fantasy |
Seiten | 845 |
Erscheinungsjahr | 2006 |
Auszeichnungen | |
Verfilmungen | |
Verlag | Heyne |
Website des Autors | www.scottlynch.us |
Wertung | |
Inhalt
Der Lehrherr der Diebe kommt mit einem reichlich seltsam anmutenden Anliegen zu dem Priester ohne Augen,
auch Pater Chains genannt. Der Pater soll den Jungen Locke Lamora unter seine Fittiche nehmen, da der
Lehrherr das Kind sonst töten müsste. So wird Locke also Teil der „Gentleman-Ganoven“, welche die Reichen
und Adligen fortan durch allerlei Tricks um einen beträchtlichen Teil ihres Vermögens bringen. Regelmäßig
entrichtet die Bande dem Capa Barsavi eine Art Schutzgeld und alles könnte in bester Ordnung sein, wenn da
nicht dieser geheimnisvolle Graue König wäre, der dem Capa die Macht streitig macht...
Rezension
Vom ersten Moment an hatte es mich gepackt: Weshalb muss der Lehrherr der Diebe den kleinen Lamora
töten? Was hat Pater Chains mit ihm vor? Lynch wendet dabei einen ziemlich durchsichtigen Trick an, um den
Leser bei der Stange zu halten. Im Durchschnitt etwa alle Dutzend Seiten springt er in die Vergangenheit, dann
wieder zurück in die Gegenwart und hält so das Interesse daran wach, was wohl als nächstes passieren
würde. Das Tolle daran ist, dass man sehr viel über den Werdegang der Gentleman-Ganoven erfährt und wie
sich das fragile Gleichgewicht zwischen den Gelbjacken, also der örtlichen Polizei, und dem Capa entwickelt
hat (Stichwort „Geheimer Frieden“). Zusätzlich erhält die Geschichte viel Lokalkolorit und die Großstadt
Camorr erhebt sich mit all ihren prächtigen Elderglastürmen, dem Schwimmenden Markt und den schäbigen
Vierteln wie dem Abschaum vor dem geistigen Auge. Auch die Protagonisten werden richtige Kumpel durch
ihren Humor, ihr Füreinander-Einstehen, ihre menschlichen Züge (etwa die Rivalitäten untereinander), obwohl
ihre „soziale Ader“ gegen Ende hin zu starkes Übergewicht bekommt. Dadurch leidet die Glaubwürdigkeit etwas,
schließlich sind sie im Grunde genommen Verbrecher.
Diesen Roman hatte ich blind gekauft, allein das Lob eines meiner Lieblingsschriftsteller George R.R. Martin auf
dem Einband hatte mich überzeugt. Und Lynch Werk besitzt das, was dem damit vergleichbaren „Die Chroniken
des Vladimir Taltos“ von Steven Brust fehlt – der Hintergrund. Lynch Welt ist bunt, bevölkert von allerlei
skurrilen Gestalten und ist eingebettet in eine eigene Historie. Es stimmt, dass „Die Lügen des Locke Lamora“
nicht so komplex sind wie die Saga von George R.R. Martin „A Song of Ice and Fire“, aber es macht einfach
höllisch Spaß. Ich habe mich nicht eine Sekunde gelangweilt, wobei ich zugeben muss, dass mich die Zeitsprünge auf den letzten hundert Seiten ungeduldig machten, da ich unbedingt wissen wollte, wie die ganze
vertrackte Situation sich auflösen würde. Zudem hat der Autor nicht an Grausamkeiten gespart, so dass ich
die Lektüre erst ab 14, wenn nicht ab 16 freigeben würde. Trotzdem hat Lynch einige Überraschungen in
petto und erzählt derart rasant, dass ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen wollte und das bei diesem
Umfang!
Die Geschichte ist in sich abgeschlossen und schreit nicht nach eine Fortsetzung, wohl aber ich! Was ist mit
Sabetha? Wie wird es mit Locke weitergehen? Nächstes Jahr erst im Februar 2008 werde ich es wissen. Auf der
Website des Autors erfährt man außerdem, dass weitere Bände in Planung sind - yahooooo! (Januar 2008)