Autor | Lynch, Scott |
Titel | Locke Lamora 2: Sturm über roten Wassern |
Originaltitel | The Gentleman Bastard Sequence 2: Red Seas Under Red Skies |
Genre | Fantasy |
Seiten | 941 |
Erscheinungsjahr | 2007 |
Auszeichnungen | |
Verfilmungen | |
Verlag | Heyne |
Website des Autors | www.scottlynch.us |
Wertung | |
Inhalt
Mit zahlreichen Wunden, praktisch halbtot, konnten Locke und Jean aus ihrer Heimatstadt Camorr fliehen, um sich alsbald wieder ihrer „Arbeit“ zu widmen. Sie nennen sich Gentlemanganoven, da sie stets nur die Reichen ausnehmen und die Mächtigen hinter's Licht führen. Letzteres wird allerdings nicht so einfach, gibt es doch gleich mehrere Parteien, die den Hochstaplern ans Leder wollen. Sei es der Herr des Sündenturmes, eines Spielkasinos, dessen Tresor Locke und Jean gerne ausräumen würden, oder der intrigante Archont, das Oberhaupt von Tal Verrar, der sie für seine Zwecke einzuspannen gedenkt. Und er findet tatsächlich Mittel und Wege, die aufmüpfigen Zwei zur Mitarbeit zu bewegen...
Rezension
Es geschieht selten, dass es ein Autor vermag, nach einem guten Auftakt einer Serie das Niveau zu halten. Lynch hat es geschafft, wobei man anmerken muss, dass das Niveau nicht allzu hoch angesiedelt ist. Es gibt nicht diese Schwermut, mit der sich die Figuren einer Cherryh oder Hobb herumplagen, sondern zwei gewitzte Gauner, die stets einen lässigen Spruch auf den Lippen tragen. Sicher treffen ihre Scherze nicht immer ins Schwarze, sind mal albern, mal vulgär. Meistens habe ich mich jedoch sehr amüsiert und das während der gesamten Lektüre, die mehr als 900 Seiten umfasst. Der Roman liest sich einfach sehr flott, der Aufbau ist sehr dynamisch und hält sich nicht groß mit langatmigen Beschreibungen auf, sondern schmückt die Welt von Locke und Jean gerade so weit aus, dass man ein gutes Gefühl für deren Umgebung bekommt. Die Übersetzung scheint daher gut gelungen, es gibt keine Aussetzer, kein Stocken in der deutschen Version. Und dazu noch dieses Knäuel an Intrigen, an komplexen Plänen, sich gegenseitig auf's Kreuz zu legen – wunderbar, so etwas liebe ich! Stets war ich gespannt, was als nächstes passieren würde, wie sich die beiden Diebe aus ihrer prekären Lage befreien würden. Denn das tun sie, ein um's andere mal (was einem kritischeren Leser nicht gefallen wird). Stets dachte ich, dieses Kapitel noch. Und das danach... Die Abschnitte sind nämlich derart kurz gehalten, dass man jederzeit bequem abbrechen könnte, wenn man denn wollte. Will man aber nicht und das liegt unter anderem an den kernigen Figuren, die vielleicht etwas zu edel geraten sind. Bedenkt man, welche Vergehen man ihnen zur Last legen kann – Diebstahl, Betrug, Steuerhinterziehung, Totschlag – handeln sie alle so verdammt gerecht, dass man sich fragt, wer denn hier der „Böse“ sei. Ob Piraten oder einfache Diebe, man hält ihr Vorgehen seltsamerweise für angemessen, selbst wenn Strafen für Fehltritte äußerst brutal ausfallen.
Ein dickes Lob noch an den Heyne-Verlag für den wirklich schön gestalteten Einband. Ich persönlich finde sowohl das Bild toll als auch die Farben, das Format und wie sich der Umschlag anfühlt. Dies ist das allererste Buch, das ich jemals vorbestellt habe (im Juli 07, eingetroffen ist es August 08). Ich schaue gleich mal nach, wann der nächste Band erscheinen soll. (August 2008)