Autor

McFadyen, Cody
(*1968)

Titel

Die Blutlinie

Originaltitel

Shadowman

Genre

Thriller

Seiten

476

Erscheinungsjahr

2006

Auszeichnungen

Verfilmungen

Verlag

Lübbe

Website des Autors

www.codymcfadyen.com

Wertung

Inhalt

Die Abkürzung CASMIRC steht für Child Abduction and Serial Murder Investigative Ressources Center, ist eine Unterabteilung des FBI und untersucht Kindesmissbrauch und Serienmorde. In diese Mannschaft werden nur die Besten aufgenommen und Smoky Barrett und ihre Leute gehören dazu. Das könnten sie jedoch viel mehr genießen, wären da nicht die Albträume, die Smoky seit dem Überfall auf sie und ihre Familie plagen. Oder die tote Frau, die sich ihren Lebensunterhalt mit einer schmuddeligen Website verdient hat und nicht die einzige Leiche bleibt. Der Täter fordert das Team heraus...

Rezension

Für ein Erstlingswerk trifft „Die Blutlinie“ erstaunlich zielsicher die tiefsten Ängste des Lesers und legt dessen Nerven bloß. Ein Überfall im eigenen Heim, der Tod der Familie, das Krebsleiden des geliebten Partners, um nur einige dieser Ängste zu nennen. Jedes einzelne dieser Schicksale wäre genug, um einen in die Knie zu zwingen, doch McFadyen bekommt einfach nie genug. Es gibt nicht einen Menschen in diesem Roman, der ein geordnetes Leben führen würde. Nein, bei Smoky und co muss gleich das Schlimmste eintreffen, das man sich überhaupt vorstellen kann. Genauso bei den Morden, doch dazu später mehr. Zu den Figuren wollte ich noch anmerken, dass zwar jeder Einzelne von ihnen durch die Hölle geht und man das dem Autoren irgendwann nicht mehr abkauft. Das Gefühlsleben vor allem Smoky Barretts ist aber so mitreißend beschrieben, dass man mit ihr fällt, in das Loch, in das sie gestürzt ist. Ihre „Heilung“ ebenso wie ihre „Therapie“ ist hanebüchen, doch der Schmerz wird derart eindringlich beschrieben, dass ich ihn glaubte. Besonders jetzt, da ich selbst eine Tochter habe, kann ich die Angst um die Familie viel besser nachvollziehen. Daher überrascht es auch, dass die Mitglieder des CASMIRC so wenig bis gar keine Sicherheitsvorkehrungen für ihre Angehörigen treffen. Schließlich war Smoky schon einmal die Zielscheibe eines Serienmörders und auch diesmal erhalten sie Briefe vom Killer. Trotzdem bleiben sie in ihren Häusern, teilweise ganz ohne Schutz?! Es ist wohl unstrittig, dass McFadyen der Spannung zuliebe die Logik gebeugt hat, bis sie an manchen Stellen brach.
Was mir bereits auf den ersten Seiten des Romans auf die Nerven ging war die Lobhudelei, wie sie in Filmen wie „Hot Shots“ oder „Loaded Weapon“ auf die Schippe genommen werden: „Ihr seid nicht nur die Besten, Ihr seid die Besten der Besten der Besten.“ Wie McFadyen nicht müde wird zu behaupten. Davon merken tut man kaum etwas. Fehler wie oben genannte, das Herumgerenne ohne Schutz oder die Einbeziehung Smokys in den Fall, obwohl ihr psychische Labilität bescheinigt wurde und ihre persönliche Beziehung zu einem der Opfer dünkt mich unprofessionell. Seltsam mutet ach die Art und Weise an, mit der Smoky und ihr Kollege James versuchen, den Mord zu rekonstruieren. Für die Erstellung des Profils ist schließlich Dr. Child zuständig. Und was er und das Team um Smoky zu sehen bekommen, wird selbst hartgesottenen Thrillerfans Gänsehaut verursachen. Als wäre es nicht schrecklich genug, einem Verrückten völlig ausgeliefert zu sein, muss dieser Irre seine Opfer derart foltern und quälen, dass einem die Galle hochkommt. Was noch schlimmer ist, der Autor beschreibt es richtig gut. Man vermeint, den Angstschweiß, den eisenhaltigen Gestank des Blutes zu riechen und am schrecklichsten, die Liebe zwischen den Opfern zu spüren. In den meisten Thrillern sind es nur nackte Namen, die erfunden wurden, um die Bühne frei zu machen für die Ermittlungen und dessen Helden. „Die Blutlinie“ gibt den Ermordeten nicht nur ein Gesicht und eine Geschichte, sondern auch Gefühle und das ist fast nicht zu ertragen. Meinetwegen hätte der Autor auf ein paar Grausamkeiten verzichten können und mit seinen Klischees („Die Besten der Besten der Besten“) hätte er es fast geschafft, mich abzuschrecken. Doch es hatte mich gepackt, obwohl ich bereits nach einem Drittel des Romans einen Verdächtigen hatte.
SPOILER (markieren, um zu lesen): Er war's dann leider tatsächlich. Aber was sollte dieser Blödsinn mit „wir haben ihm etwas voraus, denn er weiß nicht, dass wir wissen, dass sie zu Zweit waren.“ Hallo?! Mit Bonnie hat eine Augenzeugin überlebt! Außerdem sollen in den USA derart viele potentielle Mörder herumrennen, das man sie einfach über's Internet rekrutieren kann?!
Trotz dieser zugegebenermaßen stark störender Macken fand ich „Die Blutlinie“ äußerst packend erzählt, voller schockierender Momente und Angst machender Menschen – seitdem drehe ich abends den Schlüssel zweimal herum!
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Ich töte (2002)
Dieses Buch ist Teil einer Reihe:
Smoky-Barrett-Reihe:
I: Die Blutlinie (2006)
II: Der Todeskünstler (2007)
III: Das Böse in uns (2008)
IV: Ausgelöscht (2009)
V: Die Stille vor dem Tod (2012)

im Original:
Smoky-Barrett-series
I: Shadowman
II: The Face of Death
III: The Darker Side
IV: Abandoned