Inhalt
Es verschwinden immer häufiger Kinder mit ihren Dämonen selbst am hellichten Tage und es ist die Rede
von einer schönen Frau, die sie überredet mitzukommen. Am häufigsten jedoch wird von den geheimnisvollen
Gobblern berichtet. Das Mächdchen Lyra und ihre Freunde nehmen all dieses Gerede nicht ernst,
bis einer der gyptischen Jungen verschwindet und schließlich auch Lyras Freund Roger. Man sagt, die
Kinder würden in den Norden gebracht und nicht zuletzt deshalb will Lyra unbedingt ihren Onkel Asriel
auf seiner Expedition begleiten. Schließlich soll es dort gepanzerte Bären, Nordlichter und Hexen geben!
Doch es kommt alles ganz anders, als erwartet...
Rezension
Sogar mehrmals, da Pullman ein paar gehörige Überraschungen aus seiner Trickkiste zaubert, aus der
auch die erfrischend eigenständige Welt stammt, in der Lyra lebt. Es ist dort fast wie bei uns, nur dass
es dort noch die Magie gibt. Damit meine ich nicht irgendwelche Feuerballduelle, denn gezaubert wird in
dem Sinne nicht. Aber jeder Mensch besitzt einen Daemon, eine Art Tier und Seelenverwandten, mit dem
er alle Gefühle teilt und mit dem er sprechen kann. Davon abgesehen ist die Welt fast realistisch und Lyra
ein ganz gewöhnliches Mädchen, das leider zum Plappern neigt. Des öfteren hätte ich sie ohrfeigen
mögen wegen all der Geheimnisse, die sie Leuten verrät, den sie gerade erst kennengelernt hat. Im
Grunde genommen ist ihre Naivität, sie mag neun oder zehn sein, ja normal für ihr Alter.
Doch nicht nur von der Hauptfigur her ist dies eher ein Buch für Kinder, sondern auch die simplen Lösungen
für Probleme und die unglaubwürdigen Wechsel der Einstellung einiger Leute werden nicht dem Anspruch
eines Erwachsenen gerecht. Dennoch ist es vergnüglich zu lesen, weil man eben sehr gut dabei
abschalten und komplexe Probleme hinter sich lassen kann. Jüngeren Kindern würde ich diesen ersten
Band einer Trilogie aber auf keinen Fall vorlesen, da im wahrsten Sinne des Wortes Köpfe rollen, blutige
Kämpfe stattfinden und auch mal das Herz des Feindes herausgerissen und verspeist wird. Darum finde
ich nicht, dass der Spagat zwischen Kinder- und Erwachsenenliteratur geglückt ist. Der älteren Generation
fehlt die Identifikation und sie sind raffiniertere Romane gewohnt, die nicht derart linear dem einen
Ziel zustreben. Für sie mag es dennoch aufregend zu lesen sein, wenn auch nicht mit ihren jüngsten
Sprösslingen, für die das Buch oft viel zu brutal ist. Die Anspielungen auf Kirche und Inquisition verstehen
die Kleinen sowieso nicht, obwohl das sprachliche Niveau ihren Bedürfnissen angepasst ist. Man sieht
also, dieser Roman ist weder Fisch noch Fleisch, aber ältere Leser, die gerne märchenhafte Abenteuer
lesen, die nur wenig beanspruchen, sind hiermit gut beraten. Und auch ich werde mich bei den herrschenden
33,3°C (25.6.2006) keinen Proust zu Gemüte führen, sondern den zweiten Band zulegen, "Das magische Messer".