Autor | Remin, Nicolas |
Titel | Commissario Tron
II: Venezianische Verlobung |
Originaltitel | |
Genre | Historischer Krimi |
Seiten | 384 |
Erscheinungsjahr | 2006 |
Auszeichnungen | |
Verfilmungen | |
Verlag | Rowohlt |
Wertung | |
Inhalt
Die Geliebte von Maximilian, des Erzherzogs von Österreich und Bruder des Kaisers, wird ermordet. War es der Erzherzog selbst, der die Beziehung beenden wollte? Oder eine der Gruppierungen, die Interesse daran haben, ihm zu schaden? Commissario Tron tappt völlig im Dunkeln, mit jedem neuen Tag präsentiert sich der Fall in einem anderen Licht...
Rezension
„Eine Leiche aus höchsten Kreisen“ kann man Anna Slataper wirklich nicht nennen, war sie doch ein Mädchen aus ärmlichen Verhältnissen und ein schmutziges Geheimnis Maximilians, das versteckt gehalten werden musste. Doch Verlage neigen eben gern zu Übertreibungen, wenn es um Werbung geht. Oder aber diejenigen, die die Klappentexte verfassen, lesen das dazugehörige Werk nicht. Dazu würde nämlich der Satz passen „nur ein Waisenmädchen behält den Überblick“. Das stimmt nun wirklich nicht. Tja, schade für die Klappentextautoren, denn sie haben damit eine der gemütlichsten, nettesten Krimireihen des gesamten Genres verpasst. Man kann nicht umhin, Commissario Tron zu mögen, da er keiner dieser kalten und kaputten Ermittler ist, sondern im Gegenteil mit sich im Reinen und fast ein wenig tapsig wirkt. Viele Schlüsse muss sein Assistent Bossi ziehen und auf manche Spur muss man Tron mit der Nase stoßen. Allerdings muss man ihm zugute halten, dass der Mord, den er untersucht, solch ein Wirrwarr an politischen Ränken bereithält, dass man zuweilen beinahe selbst den Überblick verliert. Mehr Politik sollte es für meinen Geschmack wirklich nicht sein. Auf diese Art bekommt man aber das Gefühl, mitten in die Historie einzutauchen, da im Jahre 1863 ist nämlich noch nicht entschieden ist, ob Venedig unabhängig bleiben oder sich dem italienischen Reich anschließen soll. Auch von der schwimmenden Stadt bekommt man ein sehr lebendiges Bild und wandelt mit den Protagonisten durch die dicken Nebenschwaden des nahenden Winters.
Was die Ermittlungen angeht, hilft Tron eher der Zufall, als dass er sich auf Beweise stützen könnte. Kriminalistische Techniken wie Fotografien der Tatorte kommen erst auf, es werden keine Fingerabdrücke genommen, sondern lediglich der Todeszeitpunkt anhand der Leiche annähernd bestimmt, die Todesursache festgestellt und Zeugen befragt. Amüsiert beobachtet man derweil, wie Tron und Bossi sich jeden Tag auf's Neue in eine andere Theorie versteigen, die durch neue Indizien wieder vollkommen über den Haufen geworfen werden müssen. Der Verfall des Palazzo Tron und die anstehende Hochzeit mit der Principessa sind weitere Probleme, mit denen sich der Commissario herumplagen muss. Auch deshalb wirkt die Lektüre so lebensnah, da sich der Roman eben nicht ausschließlich dem Fall widmet. Tron wird sogar des öfteren vor schwerwiegende moralische Entscheidungen gestellt und für den politischen Frieden muss er bereit sein, auch mal Fünfe gerade sein zu lassen. Oder lieber nicht?