Autor | Adler-Olsen, Jussi (*1950) |
Titel | Erbarmen |
Originaltitel | Kviden i buret |
Genre | Krimi |
Seiten | 419 |
Erscheinungsjahr | 2007 |
Auszeichnungen | |
Verfilmungen | |
Verlag | dtv |
Website des Autors | |
ISBN | 978-3-423-21262-5 |
Wertung | |
Inhalt
Es scheint, als wollten seine Vorgesetzten ihn loswerden, als Carl Mørck ein Büro im Keller des Polizeipräsidiums beziehen und dort das neue Sonderdezernat Q leiten muss.
Sein einziger Kollege ist der Araber Assad, Fahrer, Kaffeekocher, kurz Mädchen für alles. Er ist es schließlich, der Mørck aus seiner Lethargie reißt und dazu bringt,
sich der ungelösten Fälle anzunehmen, die sich auf seinem Tisch stapeln und derentwegen das Sonderdezernat gegründet wurde. Die junge Politikerin Merete Lynggaard zum Beispiel
war vor fünf Jahren auf einer Fähre spurlos verschwunden...
Rezension
Wie bei der TV-Serie "Cold Case" kümmert sich Mørck um Fälle, die Jahre zurückliegen, aber nie gelöst worden waren. Die Spur ist längst kalt, Zeugen sind weggezogen oder
erinnern sich kaum noch an die Ereignisse und es ist schwer, an die benötigten Informationen heranzukommen. Zumal sich Mørck etwas, nun ja, blöd anstellt. Schlüsse, die
man als Leser längst gezogen, Fakten, die man schon lange recherchiert hätte, werden erst sehr viel später im Buch enthüllt. Natürlich ist dies der Tatsache geschuldet, dass der
Autor versucht, Spannung zu erzeugen. Warum zum Geier verrät er uns dann den Täter bereits auf Seite 50?! Die Beteiligten fallen aus allen Wolken, als am Ende alles ans Licht
kommt, dabei hatte vor allem Merete genug Zeit, darüber nachzudenken, wer ihr ans Leder wollen könnte. Was Mørck betrifft, so hat er meiner Meinung nach schlampig
gearbeitet und muss sich von seinem Fahrer Tips geben lassen, wie der Fall zu lösen ist.
Womit wir wieder bei einem der positiven Aspekte dieses Romans wären, nämlich den Figuren. Vor allem Assad ist interessant, da er partout nichts über seine Vergangenheit verraten
will und gleichzeitig sehr schlau und naiv ist. Mørck hingegen entspricht stark dem Klischee des traumatisierten Ermittlers, der sich mit einer gescheiterten Ehe und
den Folgen eines missglückten Einsatzes herumplagt, bei dem einer seiner Kollegen ums Leben kam. Dem Alkohol ist er ebenfalls nicht abgeneigt und eckt des öfteren bei seinem
Vorgesetzten und Mitarbeitern an. Bei so manchem Gespräch sitzt man hingegen grinsend vor dem Buch, besonders bei denen mit Assad, der vieles wörtlich versteht.
So darf man also gespannt sein, wer Assad nun wirklich ist und was er gemacht hat, bevor er nach Dänemark kam. Außerdem fragt man sich, was mit Mørck behinderten Kollegen
geschehen wird und ob der Ehering der attraktiven Psychologin wirklich echt ist oder nur der Abwehr aufdringlicher Patienten dient - worauf ich wetten würde. Ohne diese sympathisch
verschrobenen Gesellen wäre "Erbarmen" als Krimi die Lektüre eigentlich nicht wert. Ich mag es lieber, wenn der Täter erst ganz zum Schluss enthüllt wird und nicht wie hier nach 50 Seiten.
Vielleicht wird Adler-Olsen mit der Zeit ja raffinierter, denn schreiben kann er. Mir gefällt jedenfalls, dass es nicht nur den einen Fall gibt, sondern parallel an mehreren gearbeitet
wird. Zudem wird der Horror des Eingesperrtseins greifbar, wobei natürlich fraglich ist, ob jemand bei einem solchen Martyrium bei geistiger Gesundheit bliebe. Der Roman hat auf jeden
Fall gute Ansätze und die Reihe ist somit ausbaufähig. (August 2011)
Schon gewusst?
Der Autor schreibt seit 1997 Krimis.